Wale und Delfine bei Gibraltar

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Katharina Heyer kenne und bewundere ich schon länger – und habe auch schon mehrfach in verschiedenen Medien über sie geschrieben.
Sie setzt sich seit 20 Jahren in Tarifa bei Gibraltar in Spanien für die dort häufig vorkommenden Meeressäugetiere ein.

Bild: firmm

Schon ewig wollte ich sie besuchen und mit ihr ausfahren, um die bedrohten Tiere selbst zu sehen.

Ende September flogen meine Kollegin Regina und ich nach Jerez, mieteten ein Auto und kamen am Sonntagabend rechtzeitig zum ersten Vortrag in Tarifa an.

Wie immer, wenn ich abfliege, kommuniziere ich meine Reiselektüre aufFacebook.

Diesmal lag die Bücherwahl auf der Hand: Das Buch über Katharina Heyer und ihr Engagement für die Meeressäuger in der Strasse von Gibraltar.

Der erste Abend in Cadiz war traumhaft – darüber aber mehr in einem folgenden Blogbeitrag.

Angekommen in Tarifa bekamen wir mit zwei anderen Frauen die Bezeichnung “Studis”, das heisst, wir vier nahmen an einem Wochenkurs teil – im Gegensatz zu den Tagestouristen, die Whalewatching machen und so das Projekt mitfinanzieren. Regina und ich waren Studis für 3 Tage, wollten wir doch auch noch Südspanien, Cadiz und Jerez entdecken.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Im Folgenden werde ich Folien aus der Präsentation von Katharina Heyer in meinen Blog einfügen.

Die Strasse von Gibraltar ist eine Meerenge, wo Schiffe, aber auch Fische und Meeressäuger vom Atlantik ins Mittelmeer und zurück passieren.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Von Tarifa ist die marokkanische Küste lediglich 14 Kilometer entfernt. Aus meinem Zimmer bei Barbara in Tarifa konnte ich nachts die Lichter in Marokko sehen.

Wir lernten, welche Tiere wir mit etwas Glück zu sehen bekämen.

Auf dem Boot waren diese Tiere wiederum beschrieben. Orcas werden zu dieser Jahreszeit nicht mehr gesichtet – nur in den Sommermonaten. Dieses Jahr aber berichtet Katharina Heyer von der untypischen Sichtung im Oktober.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Regina und ich sahen grosse Tümmler, Streifendelfine, gewöhnliche Delfine, Grindwale, Mondfische und Meeresschildkröten.

Apropos Meeresschildkröten: 2015 durfte ich einer Meeresschildkröte, die in einem geschützten Rahmen in Thailand das erste Lebensjahr verbracht hatte, einen Namen geben und sie in die Freiheit entlassen. “Nepomuk”, bisher Nummer 15, hatte die Nase zuvorderst, als die rund 20 Schildkröten instinktiv dem Meer zu rannten.

Ich hatte Tränen in den Augen, als ich ihm zusah, wie er mutig und wild paddelnd in den Wellen verschwand. Er ist gechippt. Wenn er ein Weibchen ist, besteht die Chance, dass sie an diesen Strand zurückkommt, um ihre Eier abzulegen. Dann bekomme ich ein Mail von “Nepomuk”.

Zurück nach Gibraltar. Und zum Vortrag von Katharina.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Katharina hält auf dem Boot Ausschau nach Tieren und protokolliert minuziös die gesichteten Tiere.
Für ihre Arbeit bekam sie letzten Winter den Ehrendoktortitel der Uni Basel verliehen.

Hier einige von Katharinas Folien zu den von uns mehrheitlich gesichteten Arten.

Nun ist es Zeit zu beichten, wie ich bewaffnet mit super Fotoapparat und Zoom kaum einen Delfin fotografieren konnte:-) – obwohl wir wirklich viele Tiere gesehen haben.

Ich war begeistert, wollte einfach schauen – und vor allem wackelte das Boot und die Tiere bewegten sich pfeilschnell.

Das ist das neuste Boot von firmm, mit dem Regina und ich mehrmals ausfuhren – bis zu 6 Stunden an einem Tag. Ich schaffte es, meistens zuvorderst auf der Bank stehend, mir einen Sonnenstich und eine Erkältung einzufangen. Man ist so fasziniert und voller Foto-Eifer, dass man beim Wind die Sonne nicht spürt und auch nicht realisiert, wie die Zeit vergeht.

Wir stiegen im Hafen von Tarifa ein, rund 80 Touristen zum Whalewatching und wir vier Studis. Eine Fahrt dauert jeweils zwei Stunden. Wir haben immer Tiere gesehen.

Der Hafen von Tarifa ist ein funktionaler Fährhafen, aber er hat auch idyllische Ecken.

Anders als bei gewöhnlichen Whalewatching-Anbietern müssen sich die Touristen bei firmm einen halbstündigen Vortrag – meist in ihrer Landessprache – anhören.

Dabei wird auch auf die Probleme, welchen die Tiere hier in immer grösserem Ausmass angesetzt sind, eingegangen. Es geht auch um Ökologie und Nachhaltigkeit.

Katharina Heyer hat klare ethische Ansprüche – und da weicht sie kein Mü ab.

Erst dann stürmen die Leute das Boot. Alle finden einen Platz, von wo sie das Wasser gut beobachten und Hunderte von Selfies machen können.

Vorbei am Leuchtturm, der manchmal fast im Dunst verschwand, ging es auf das offene Meer.

Dieser Heilige wacht über den Hafen. Draussen, auf dem offenen Meer, suchen die Mannschaft und die Touristen den Horizont ab, bis aus dem Mikrofon ertönt: “Auf 11 Uhr Grindwale.” Und alle rennen nach vorne links.

Mit der Zeit rennt man nicht mehr, am besten bleibt man an einer Stelle auf dem Boot. Dieses verlangsamt die Fahrt und die Tiere schwimmen furchtlos und neugierig um das Schiff.
Wer wirklich tolle Fotos von Meeressäugern sehen will, besucht die firmm-Webseite.

Wie gesagt, ich bin keine begnadete Naturfotografin.

Meine vielen Fotos zeigen noch mehr Flossen – und Situationen wie das unterste Foto zeigt: Weg sind sie! Hier taucht ein Tümmler gerade unter dem Boot durch.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Katharina kennt ihre Pappenheimer. Fernando beispielsweise haben wir mehrmals mit seiner Familie getroffen.

Leider sind es oft Verletzungen, an denen man die Tiere unterscheiden kann.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Es gäbe noch viel zu erzählen. Wir hingen Katharina an den Lippen, wenn sie beispielsweise von ihrem Kampf gegen Delfinarien berichtete. Katharina Heyer erzählte unter vielem anderem, dass Delfine rund 200 Kilometer pro Tag schwimmen. Zieht man dann den Vergleich zu Delfinarien, wäre das so, als müssten wir zu fünft auf einem Quadratmeter leben – lebenslänglich.

Oder sie berichtet von ihren Erhebungen von Tier-Sichtungen – bei jeder Ausfahrt über viele Jahre.

Aus der Präsentation von Katharina Heyer

Diese liefern wichtige Daten für die Forschung.

Der Rote Thunfisch gilt als König der Meere. Jeden Frühling schwimmen grosse Schwärme aus dem Atlantik ins Mittelmeer in die Region um Sardinien, um zu laichen. Doch seit den 90er-Jahren warten riesige Netze von japanischen Fischern in den Gewässern um Gibraltar. Spanien verkauft seine Fisch-Kontingente den Japanern, die spanischen Fischer haben ihre Existenzgrundlage nicht mehr, viele alte Fischerdörfer werden reine Touristenorte.
Die Japaner jagen mit modernster Technik, beispielsweise mit Helikoptern und Satellitentechnik. Schwimmende Fischverarbeitungsfabriken mit Kühlanlagen verarbeiten die Tiere in kürzester Zeit. Die Japaner wollen “trächtige” Weibchen, deren Fleisch soll für Männer… naja…
Nun gibt es 80 Prozent weniger Thunfische als noch vor wenigen Jahrzehnten.

Hier sehen wir die Überreste einer Fischfabrik – von den Römern in Baelo Claudia gebaut. Mit ihrer beeindruckenden Aussicht auf das Meer war diese römische Stadt ein strategischer Punkt für den Handel mit Afrika.

Die Stätte beinhaltet die repräsentativsten Elemente der römischen Stadt wie den Marktplatz, die Pökelfleisch- und Fischfabrik, das Theater und die Totenstadt.

Kein Wunder verliebten sich die Römer in diesen Ort. Der Strand ist traumhaft.

Meeresbiologe und Mitarbeiter bei firmm Jörn Selling besuchte mit uns Baelo Claudia, heute Bolonia, und erzählte uns eine Menge über die Natur.

Unglaublich, was da im trockenen Sand alles wächst!

Hier gibt es hohe, wandernde Sanddünen. Touristen krabbelten wie Ameisen hoch, ich aber blieb lieber am Strand.

Neben Booten von Feriengästen findet man hier Boote, die verlassen sind und allmählich zerfallen. Den Bootstyp kenne ich von meinem Besuch in Essaouira.
Es sind marokkanische Boote, Flüchtlingsboote. Wer sass wohl in diesem Boot, zusammengepfercht, voller Angst und bereit, nach der Landung einfach Richtung Landesinneres zu rennen? Wo sind diese Menschen heute und wie geht es ihnen?

Meine Bewunderung gilt der 75-jährigen Katharina Heyer, die täglich viele Stunden konzentriert beobachtend auf dem Boot verbringt, geduldig die Fragen der Touristen beantwortet und abends die Statistiken in den Computer überträgt.

Viele weitere Arbeiten – es arbeiten einige Leute für sie, vom patentierten Kapitän bis zur Praktikantin von einer Uni – erledigt sie an Tagen, wenn es zu stark windet. Tarifa ist übrigens bei Kite-Surfern weltbekannt für die Winde.

Sie lobbyiert, macht Öffentlichkeitsarbeit …

Ich empfehle allen einen Besuch in Tarifa!

Ein Held kann man sein,
auch ohne die Erde zu verwüsten.

Nicolas Boileau-Despréaux (1636 – 1711)

Informationen zu firmm generell
Infos zu Volontariaten
So kann man firmm unterstützen

Hier drei Artikel, die ich geschrieben habe:
Die Geschichte der Frau, die mit 55 von der Modeaccessoire-Designerin zur Meeressäugetier-Forscherin wurde (2015).Gelebtes Leben
Artikel zum Buch über Katharina Heyer (2016) 6_Katharina_Heyer
Ehrendoktortitel  für Katharina Heyer (2017)

Buch “Herzenssache” (Bestellmöglichkeit)

 

 

 

 

 

Bilderbuch gegen die Meeresverschmutzung:
Ford die Socke hilft einem Wal und bekommt Hilfe von Katharina Heyer von firmm.org.
Bezugsquelle und Infos

 

 

Geniale Giganten
Wale und Delfine sind die intelligentesten Bewohner der Meere. Wie hat sich diese außergewöhnliche Intelligenz entwickelt? Wie funktioniert ihre Kommunikation?

 

Diesen Fragen geht Janet Mann auf den Grund und zeigt auf Basis der allerneuesten Forschung, wozu Wale und Delfine fähig sind.

Eines meiner Lieblings-Bilderbücher: Der Gesang der Wale

Nur noch antiquarisch erhältlich.

Lillys Grossmutter erzählt von den singenden Walen, ihr Onkel erzählt von Fleisch, Knochen und Speck.

 

Eines Nachts…

Musik
Wal-Gesang
Delfine
Claude Debussy, Le mer
Spanische Gitarrenmusik

 

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  1. Rita

    Sehr schöne Bilder!

  2. edeltraud konradt

    Danke
    für diesen umfangreichen Bericht über Firmm und Tarifa drum herum.

  3. Dori

    Ich freue mich darauf, den Bericht zu lesen. Vielen Dank.

  4. elfi

    sehr spannend. doch warum rennen alle bei “11 uhr” nach vorne rechts?

    • Regula Zellweger

      Gute Frage.
      Nach vorne links! Man muss sich das Schiff als Zifferblatt vorstellen.
      Ich bin eine alte Legasthenikerin! Meine rechts, wenn ich links sage. Und verdrehe dauernd Buchstaben.
      Danke Elfi – bis immer super aufmerksam!

  5. Edda

    Liebe Regula,
    das ist wieder ein sehr schöner Beitrag von Dir. Du schreibst und bebilderst Deine Beiträge mit so viel Intensität und Sorgfalt, dass ich mich am liebsten gleich auf dem Weg dorthin machen möchte.

    Ich freue mich schon auf deinen nächsten Beitrag !!!LG Edda

    P.S. Ich war übrigens fast zur gleichen Zeit wie Du – auch beruflich in Weimar!

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