Ankunft auf Norderney

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Meine Erlebnisse auf Norderney waren so vielfältig und interessant, ich werde in mehreren Blogbeiträgen darüber berichten. Zuerst vom Anreisetag, Montag, und dem ersten Morgen auf der Insel, dem Dienstagmorgen.

SWISS fliegt täglich direkt nach Bremen. Vom Flughafen tuckert man mit dem Tram zum Hauptbahnhof und dort bummelt man mit dem Zug rund 2.5 Stunden nach Norddeich Mole.

Der Zug hält kurz vor dem Nordseeufer – das Geräusch der Rollkoffer begleitet die paar Schritte zu Fähre – und schon geht es los.

Frisia I heisst meine Fähre.

Zuerst inspiziere ich die Fähre.

Auf dem Schiff alles da, um gerettet zu werden.

Obwohl man immer mal wieder Land sieht, katapultiert mich die Kombination von Meer – Horizont – Himmel in Erinnerungen an meine dreiwöchige Frachterfahrt über den Atlantik. Der Blick auf Himmel und Meer wird nie langweilig.

Ich entdecke Bojen – Tonnen nennt man die schwimmenden Wegweiser hier.
Am Mittwoch durfte ich auf einem Tonnenleger Boot erleben, wie eine Tonne ausgewechselt wurde. Nun weiss ich eine Menge über Tonnen. Erzähle ich Euch alles später:-)

Auch über Windräder – am anderen Ufer steht eine ganze Armee – habe ich im Gespräch mit einem Ingenieur auf einem Hoteldach auf Norderney vieles erfahren. Habt Ihr Euch einmal überlegt, welche Menge Beton in den Boden gegossen wird, damit die Windräder auch bei Sturm stehen bleiben. Von wegen umweltfreundlich!

Freundlicherweise steht ein Lastwagen auf der Fähre, der mir kurz einen Überblick über die Perlenkette der Ostfriesischen Inseln gibt. Von der Stadt Norderney kann man die Insel Juist sehen. An der Ostspitze, zu der man nur zu Fuss gelangen kann, sieht man Baltrum. Über die Entwicklung der Insel habe ich von mehreren Fachpersonen mit unterschiedlichen Berufen wie Ranger, Ausrufer, Kapitän oder Meereswissenschaftler viel erfahren.

Wie eine Fata Morgana taucht das Westende der Insel mit der Stadt auf. Wegen den Bausünden des letzten Jahrhunderts war ich eher enttäuscht von der Skyline von Norderney.

Unterdessen kann ich mein Hotel ausmachen – in der Bildmitte, hellblau, zwischen dem dunklen Haus und dem roten Dach, Hotel Ennen, ein sympathischer Familienbetrieb. Das türkise Dreieck links ist die berühmte Marienhöhe.

Die Fähre macht eine weite Schlaufe vor der Insel – nicht wegen der Fotos, sondern wegen der Sandbänke und immer wieder neu vermessenen Fahrrinnen. Auch darüber lernte ich viel.

Die Fährenanlegestelle wirkt wie eine Miesmuschel.

Hier warten die Inselbusse. Sie fahren nicht weit, die Insel ist ja klein. Und hunderte Tonnen lagern hier, deren Formen und Farben Informationen vermitteln.

Ich beziehe schnell mein Hotelzimmer und laufe los. Ich will den Ort erkunden, bevor alle Läden geschlossen haben, aber…

Die Inselstadt machte mir ihren Standpunkt klar!

Ich mag den Insel-Architektur -Mix.

Und die permanenten Hinweise, dass ich am Meer bin.

Hier ist man mit dem Fahrrad unterwegs.

Mit dem Fahrrad….

… oder mit dem Rollator. Wo bei uns Regenschirme am Hotelausgang bereitstehen, stehen hier Rollatoren für die Hotelgäste.

Häuser tragen Namen – jedes zweite heisst “Seestern”.

Die untergehende Sonne vergoldete das ehemalige Postgebäude.

Zeit, einen Ort für die Happy Hour zu finden, um meine Ankunft auf der Insel zu feiern.

Ein Biercafé:-) Bier – Café??? Man hatte mir gesagt, Norderney sei äusserst vielseitig. Das musste ich mir ansehen. Es war eine gemütliche, von alten Fotos und künstlichem Laub überquellende Bar mit antiken, gebrauchten Möbeln und einer tollen Weinkarte.

Den legendären Sonnenuntergang habe ich im Biercafé verpasst, aber der Blick aus dem Hotelzimmer auf die Marienhöhe war auch nachher noch spektakulär.

Auf den Wiesen hoppelten Kaninchen. Sie perforieren die Dünen und lassen es sich gut gehen.

Nach dem Nachtessen in der Marienhöhe mit Sarah, einer jungen Norderneyer Tourismusfrau, und nach tollen Gesprächen mit ihr versuchte ich, bei Nacht Kaninchen zu fotografieren. Bilderbuchkaninchen!

Am anderen Morgen fuhr ich mit dem Bus zur “Weissen Düne” und machte mich auf, um zu Fuss zur Stadt zurückzukehren.

Über einen Pfad gelangte ich zum fast menschenleeren Strand, wo die Fundamente von Gebäuden, die im Sommer alles Mögliche und Unmögliche anbieten, daran erinnern, dass in der Hochsaison Norderney “übervölkert” ist.

Wer hat wohl diese Sandburg gebaut?
Gegen Osten kann man hier kilometerweit gehen und begegnet selten einem Menschen. Nach Westen, zur Stadt hin, findet man mehr Strandgänger.

Ich hätte ewig fotografieren können.

Muscheln…

.. mehr Meermuscheln. Ich zwang mich, nicht mit Sammeln zu beginnen.

Ich versuchte Spuren zu entziffern und zu lesen, was das Wasser in den Sand geschrieben hat.

Wattwürmer hatte ich mir kleiner vorgestellt – hier lagen aber welche von enormer Grösse halb im Sand.

Seltsame Würmer!

Eine Haut wie Gewebe und obenauf eine verrottete Pizza!

Eine Wissenschafterin erklärte mir in einem späteren Interview, dies seien alte Deichverbauungen, die in den letzten drei Jahren wieder aus dem Sand aufgetaucht seien. Ein schlechtes Zeichen, der Sand macht sich offenbar aus dem Staub.

Mit gefallen diese Verbauungen zum Küstenschutz aus Baumstämmen. Es gibt nur noch wenige davon, heute gibt es Betonpfeiler.

In ihrem Schutz tanken Spaziergänger Sonne auf.

Ich verliess den Strand, um mein nächstes Ziel anzupeilen. Ich lief endlos Strassen mit Ferienhäusern entlang, bis ich schliesslich zur Meierei gelangte.

In der alten Molkerei gibt es jetzt ein Restaurant und einen tollen Laden mit sehr freundlichen Mitarbeitenden.
Auf der Insel gibt es übrigens weder Milchkühe noch Schweine.

Aber den weltbesten Eistee!

Nach einer kurzen Pause und beschenkt mit einem Apfel suchte ich nach dem “Inselbahnhof”.

Der kleine Bahnhof erzählt von den den Kriegen, die vor der Insel nicht Halt machten. Norderney war sogar einige Zeit von den Briten besetzt.

In Norderney fielen wenige Bomben.

Gleich daneben fand ich ein schlichtes Denkmal. Das Cumberland-Denkmal wurde 2002 errichtet. Es ist eine Nachbildung des Originals von 1866, das 1938 beim Versuch, es umzusetzen, zerstört wurde.
1836 besuchte Kronprinz Georg, der spätere König Georg V. von Hannover, der zugleich Herzog von Cumberland war, zum ersten Mal die Insel Norderney. Er ernannte Norderney zu seiner Sommerresidenz. Am 10. August 1861 rettete der Badewärter Gerrelt Janssen den 16-jährigen Kronprinzen Ernst August, den ältesten Sohn Georgs V., vor dem Ertrinken und damit das Haus Cumberland vor dem Aussterben. Diese Tat war der eigentliche Anlass für das Denkmal. Gerrelt Janssen fand später auf See den Tod, seine Angehörigen hatten aber vom König von Hannover eine Leibrente.

Mein Weg führte mich durch einen Wald.

Frühling!

Zahlreiche Vögel waren zu hören und zu sehen. Und plötzlich…

… sass da ein Hirsch und bewegte sich nicht. Kein Millimü. Ich redete auf ihn ein – Psychologin eben. Kein Wimpernschlag. Ich machte seltsame Geräusche und komische Bewegungen – zum Glück war ich allein in diesem Wald. Schliesslich dachte ich “ausgestopft” und “blöde Touristenattrappe”. Als ich weiterging, drehte der Hirsch den Kopf und sah mich an. Vor Schreck bin ich im Dreieck gesprungen!

Danach rannte ich los, um den Termin mit dem Norderneyer Ausrufer Bernd Krüger nicht zu verpassen, der mir zu Fuss und mit Velo mit Rücktritt (!!!) den ganzen Nachmittag die Inselstadt zeigte. Über ihn könnte man ein ganzes Buch schreiben.

Damit breche ich den Beitrag ab – er erzählt von nicht mal 24 Stunden Norderney. Wenn ich aus Berlin zurück bin, erzähle ich weiter.

Wieso wohnt das Meer nur so weit weg von mir?

Spruch auf einer Karte bei der weissen Düne

Informationen
Norderney – meine Insel

Bereits im letzten Sommer träumte ich in meinem Velohüsli von Norderney.

Dank
Ich danke Harald Henning, Leiter der Deutschen Zentrale für Tourismus in Zürich, und Nadine und Sarah für diese Reise.

Musik
Diese fröhliche Musik passt zu einem ersten Tag auf Norderney, das ein Vogelparadies ist.
Friedrich von Flotow: La Mesange Die Meise
Au bord de la mer

Buchtipp

Reiseführer Norderney 

       Leseprobe Ringelnatz
Allem Anfang liegt ein Zauber inne… (Hermann Hesse)
Der erste Tag kam irgendwie frechmutig und leicht dahergehüpft. Da passen Gedichte von Ringelnatz, der ja bekanntlich ein Seepferdchen sein wollte.

Ich habe mir auch zwei Krimis gekauft, die auf Norderney spielen. Unglaublich, so wenige Einwohner und so viele Morde:-)

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  1. Esther Haller-Ofner

    Liebe Cousine
    eine Reise, wie im Bilderbuch. Wenig Leute, schönes Wetter und Weite, dass das Herz auslüften kann. Einfach toll.
    Apropos Windmühlen, nicht jede Gegend ist dafür geschaffen. Freunde von uns in Krinau im Toggenburg müssen sich mit aller Energie gegen einen geplanten Windmühlenpark wehren.
    Schaut mal rein http://www.aelpliGegenwind.ch.
    230Meter hohe Masten, die nicht einmal 100m Luftlinie entfernt von ihrem Bauernhof gebaut werden sollen.
    Esther

  2. Rita

    Wunderbare Bilder von dieser traumhaft schönen Landschaft sind dir wieder gelungen. Ich staune immer wieder, was du an einem einzigen Tag alles schaffst.
    Rita

  3. Susanne Mauerhofer

    Da kommt Fernweh auf. Wunderschön!

  4. Keiser Irmgard

    Liebe Regula
    Herrlich!! Habe deinen Beitrag erst heute Morgen gelesen – was habe ich gelacht!! Einfach super deine Beschreibungen, vor allem die Begegnung mit dem Hirsch. Vor meinem inneren Auge lieg ein Film ab und ich musste laut lachen, als hätte ich dir zugeschaut.
    Liebe Grüsse
    Irmi

  5. Keiser Irmgard

    …. vor lauter Lachen ist mir noch ein Schreibfehler unterlaufen 🤣

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