Reif für die Insel – Helgoland

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Es muss keine Südseeinsel mit Palmenstrand sein. Auch auf Helgoland setzen sich nach einigen Stunden Inselgefühle ein: Ruhe, Naturnähe und Gelassenheit.

Knapp 50 Kilometer vom Festland entfernt tickt das Leben in einem anderen Rhythmus als andernorts.

Eine Fahrt nach Helgoland lohnt sich während allen Jahreszeiten:

Im Frühling lassen sich vielerlei Vogelarten beobachten. So richtig kalt wird es nicht mehr, aber eine steife Brise kann schon mal um die Ohren wehen.

Im Sommer locken die Badedünen und Bootsfahrten sind nicht nur für Angler attraktiv. Den kühlenden Wind geniesst man dann gern auf den Klippen.

Im Herbst unternimmt man lange Strandwanderungen und sammelt versteinerte Seeigel, Muscheln, Seesterne und mit etwas Glück Bernstein.

Im Winter ist es richtig romantisch auf der Insel: Kaum Touristen und wunderschöne Naturstimmungen.

Ich machte im Sommer von Bremen aus die Fahrt nach Helgoland.

Schon die Überfahrt begeisterte mich.

Wie bereits während meiner Frachter-Reise quer über den Atlantik kann ich auch heute stunden-, ja tagelang Himmel und Wasser betrachten.

Die Luken wirken wie Bilderrahmen oder wie ein gewählter Blick durch ein Fernrohr.

Welche Farbe hat Wasser, welche Luft? Durchsichtig? Keine Farbe?
Unendlich viele Farbtöne, ganze Farbsinfonien.

Es windet stark, die Liegestühle flattern einsam im Wind.

Ich lasse mich zuoberst, zuvorderst auf dem Schiff durchblasen, um die Insel zu erspähen: Land in Sicht!

Wir nähern uns dem Hafen. Ich habe das Gefühl, der Hafen nähere sich uns – und denke mal wieder über das Phänomen “individuelle Wahrnehmung” nach.

Das Schiff spuckt eine grosse Menschenmenge aus, die sich Richtung der bunten Häuser trollt.

Ich bleibe noch etwas im Hafen, ich mag Menschenmassen nicht.

Der Möwe scheint es gleich zu sein.

Helgoland mit seinen roten Felsen ist eine der bekanntesten Touristenziele in Deutschland.

Rund 70 Kilometer vom Festland entfernt hebt sich der rote Buntsandsteinfelsen majestätisch aus dem Wasser. Neben den ockerfarbenen Sandstränden und den roten Felsen gibt es grüne Flächen. Rundherum blaues oder türkis Meer – eine reine Farbensinfonie.

Flora und Fauna sind im milden, vom nahen Golfstrom begünstigten Hochseeklima, einzigartig.

Was man nicht weiss: Die ursprünglich grössere Insel zerbrach 1721 in zwei Teile: In Helgoland mit einem Quadratkilometer und in die als «Düne» bezeichnete Nebeninsel mit 0.7 Quadratmeter.

Die Hauptinsel gliederte sich in drei Gebiete: Oberland, Mittelland und Unterland, sowie, im 20. Jahrhundert durch Aufschüttung entstanden, Nordostland und Südhafen. Das Unterland mit dem Hafen befindet sich im Osten und Süden der Insel, das Oberland im Norden und Westen, das kleinere Mittelland im Südwesten.

Die Siedlung liegt etwa je zur Hälfte im Unter- und Oberland.

Es lohnt sich, etwas hinaufzusteigen und den Blick über die Hausdächer und das Meer zu geniessen.

Way up to heaven.

Den Schildern muss man einfach glauben, denn hier ist kein Land in Sicht…

…ausser unter den Füssen.

Diese Hausdächer mit den Lukarnen sehen idyllisch aus, aber darunter versteckt sich weniger Schönes. Was dem charmanten Charakter der Insel Abbruch tut, ist die Behauptung der Tourismusverantwortlichen: “So günstig und gut kann man sonst nirgendwo in Deutschland einkaufen.” Die Waren werden nicht nur zollfrei, sondern auch ohne Mehrwertsteuer angeboten. Die Ansprache von Schnäppchenjägern bringt viele Tagestouristen, die man sich als Mitreisende nicht auswählen würde.

Aber es finden sich auch Orte, wo man das Inselgefühl geniessen kann – wie immer man möchte.

Beispielsweise bei einer Portion Knieper in einem kleinen Restaurant. Knieper sind die Scheren des Taschenkrebses und eine Spezialität Helgolands.

Bald ist es Zeit, die Rückfahrt anzutreten. “Aade Helgoland” heisst es auf dem Kutter, wir sagen “Adee Helgoland.”Ein Motorboot kehrt zurück und ein Segelboot mit braunen Segeln strebt dem offenen Meer zu. Da würde ich gern mitsegeln.

Die Helgoland wartet auf ihre Menschenladung, ich reihe mich ein.

Auf der Rückfahrt entdecke ich am Horizont einen Dreimaster, trotz der vielen Leute an Bord verliert sich meinen Blick in der Unendlichkeit des Meeres und ich träume vor mich hin.

Im Sommer würde ich nicht mehr nach Helgoland reisen. Aber im Winter oder Frühling hier was Hübsches mieten, schreiben, zeichnen, Musik hören und lange Spaziergänge machen, Robben und Vögel beobachten – das könnte ich mir gut vorstellen.

“Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt,
ich weiss von nichts als meiner seligen Insel”.

Friedrich Hölderlin

Dank
Ich danke der BTZ Bremer Touristik Zentrale für diese Reise und Marion Martin von northern lights text & Kommunikation GmbH für die freundliche und kompetente Begleitung.
BTZ bietet verschiedene Führungen auf Schulschiffen und in Hafenanlagen an.

Reisen zu den Nordseeinseln bietet beispielsweise Railtour an.

Musik
Anton Bruckner: Helgoland
James Last: Helgoland
Reise nach Helgoland – zur Zeit unserer Grosseltern 🙂
Hans Albers: Kleine Möwe flieg nach Helgoland

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Albinen – ein Bergdorf sucht Perspektiven

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Dank an Waldarbeiter

  1. Ritanna

    Traumhaft, herrlich zaubert dieser blaue Himmel, das Weiss der Wolken, das unendliche Wasser die Sonne mitten im Winter in meine Sinne.

    Und auch in einer Oel-Pellerine und Gummistiefeln würde ich einfach bleiben.

    Dieser Ausflug war jetzt ein kleiner Traum.

  2. Stefanie

    Wirklich toll, diese Landschaft!

  3. Meggi

    Eine schöne Insel, die ein Besuch wert ist. Der Norden begeistert mich immer wieder.

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