Reflex-Kugeln

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Auf meiner Reise auf den Spuren der Glasbläser in Thüringen lernte ich Reflex-Kugeln kennen.

Sie brechen das Licht auf eine Art, die mich an ein Leuchtturmmuseum im Norden Schottlands erinnern. Durch gesteuerte Lichtbrechung wird die Wirkung des Lichtes intensiviert.

Der gläserne Christbaumschmuck wurde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch Heimarbeiter – und ihrer ganzen Familie, also auch mittels extremer Kinderarbeit – in Thüringen angefertigt.

Einer Legende zufolge stammt die Idee, farbige Kugeln aus Glas für den Christbaum herzustellen, von einem armen Lauschaer Glasbläser, der sich im Jahr 1847 die teuren Walnüsse und Äpfel nicht leisten konnte. Er soll deshalb Fläschchen zu Glasschmuck für den Weihnachtsbaum aufgeblasen haben.

Belegen lässt sich diese Geschichte nicht. Erhalten ist das Auftragsbuch eines Glasbläsers, in dem 1848 zum ersten Mal ein Auftrag über sechs Dutzend „Weihnachtskugeln“ in verschiedenen Grössen vermerkt ist.

In den Anfängen der Herstellung nutzten die Glasbläser eine gesundheitsschädliche Legierung aus Zinn und Blei zur Verspiegelung der Glasoberflächen. Ab 1870 bekamen die Kugeln ihren Glanz durch Silbernitrat, das auch heute noch bei der Spiegelherstellung benutzt wird. Den Vertrieb übernahmen die Verlagshäuser in Sonneberg. Die Massenfertigung dieses neuen Baumschmucks wurde durch den Bau einer Gasanstalt im Jahr 1867 in Lauscha ermöglicht, denn nur eine sehr heisse Gasflamme ermöglichte das Blasen grosser und dünnwandiger Kugeln. Vorher waren die Bunsenbrenner mit Rüböl und Paraffin betrieben worden.

Die verspiegelten Kugeln wurden danach von den Familienangehörigen in Farbe getaucht und teilweise auch noch mit Glimmerpartikeln versehen.

1870 gelang es, Glaskörper mit einer Silberlösung zu beschichten und zum Glänzen zu bringen.

Um das Jahr 1880 importierte der US-Amerikaner Frank Winfield Woolworth die ersten Christbaumkugeln in die Vereinigten Staaten. Dadurch wurde die Produktion stark ausgeweitet. Bis 1939 wurden Kugeln und anderer figürlicher Christbaumschmuck in verschiedene Formen geblasen. Mit der Gründung der Glasbläser-Genossenschaft des Meininger Oberlandes 1907 erhielt die Produktion nochmals einen Auftrieb und die Gewinnmargen für die Glasbläser stiegen.

Mit ihrem Erfolg beim Export ihrer Glaswaren konnte auch die Auswirkungen von Inflation und Wirtschaftskrise in Deutschland gemildert werden.

Zunächst waren die Thüringer Hersteller fast konkurrenzlos, nur in Böhmen wurde schon früh ein eigenständiger, neben Hohlglasperlen aus Glasröhrchen Christbaumschmuck hergestellt, der mit dem Thüringischen nur wenig gemeinsam hatte. Noch vor dem Ersten Weltkrieg stieg auch eine Wiener Firma in das Geschäft ein und ab den 1930er Jahren gab es weitere Hersteller von Glasschmuck in Polen und auch in den Vereinigten Staaten, dem bis dahin der wichtigste Importeur.

Mit den Reflex Weihnachtskugeln strahlt der Tannenbaum besonders schön.

Die aus Glas gefertigten Reflex Weihnachtskugeln können in allen erdenklichen Farben den Weihnachtsbaum verzieren.

Ob rund oder glockenförmig: Die Reflex-Weihnachtskugeln ziehen die Blicke auf sich.

Sie liegen voll im Trend. Dafür sorgt das spezielle Design der Reflex-Kugeln. Sie passen zu Weihnachten im viktorianischen Stil und zu Shabby Chic.

Durch eine Vertiefung an einer Stelle der Reflex Weihnachtskugeln, dem sogenannten Einstich, entsteht die besondere Reflexion des Lichtes, die für noch mehr Glitzereffekt als bei den herkömmlichen Weihnachtskugeln sorgt.

Die Reflex Weihnachtskugel hat eine lange Geschichte. Seit über einem Jahrhundert bieten Glasbläser und andere Hersteller diese wundersame Form der Weihnachtskugel zum Verkauf an. So kennen nicht nur die meisten Kinder die Reflex-Kugeln. Auch ältere Generationen sind mit ihrem einmaligen Glanz am Weihnachtsbaum gross geworden.

Grosseltern kennen sie vermutlich unter dem Begriff „angestochene Weihnachtskugeln“. Diese Bezeichnung rührt daher, dass die Vertiefung in der Reflex Weihnachtskugel so wirkt, als hätte sie jemand mit einem Messer hineingestochen und ausgehöhlt.

Bei der Herstellung von mundgeblasenen Glaskugeln wird der Glasrohling langsam erwärmt, um die Spannung und das Risiko des Springens beim Aufblasen zu reduzieren.

Anschliessend wird das rohe Glasrohr in einer Flamme eines Gasbrenners auf etwa 800 Grad Celsius erhitzt. Die Form wird nach ständigem, gleichmässigem Drehen durch Einblasen in die Rohlinge erzeugt.

Für die Reflexkugeln werden eine Art Stempel in die leicht flüssige Glaskugel gedrückt. Aus welchem Material diese hitzebeständigen «Stempel» damals waren, ist heute noch ein Geheimnis. Nachdem die Kugeln geformt sind, folgt die Beschichtung mit einer Silbernitratlösung im Inneren der Glaskugeln. Anschliessend werden die Kugeln lackiert und verziert. Die Öffnung, durch die der Glasbläser seinen Atem steuerte, „Spiess“ genannt, wird entfernt und die Kappe mit dem Draht zum Aufhängen wird angebracht.

Reflex-Kugeln wirken filigran und edel.

Die Kunst hat das Handwerk nötiger
als das Handwerk die Kunst.

Franz Kafka, 1883 – 1924

Information
Thüringen Tourismus GmbH

Dank
Ich danke Mandy Neumann von Thüringen Tourismus GmbH für die Christbaumschmuckreise in Thüringen.

Musik
Die Glasharfe ist eine Zusammenstellung von mehreren dünnwandigen Gläsern in unterschiedlichen Grössen, die meist in Reihen angeordnet werden. Durch kreisende Bewegungen mit einem feuchten Finger auf dem Rand der Gläser werden diese zum Klingen gebracht.
Sugar Plum Fairy by Tchaikovsky – GlassDuo
moonlight sonata on glass harp
Mozart, Adagio und Rondo für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola, Violoncello
Ethereal, Magical Sonatina for Glass Harp and Music Box
Claude Debussy – Reverie played by GlassDuo (glass harp)

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  1. anna frick

    schön zwüsse wie die reflexkugle gmacht werde jetzt luegi sie nömme fragend a wie gaht ach das😳danke regula isch sehr interessant👍👍😍

  2. Hildegard

    Was für ein tolles Adventskalendertürchen! Mein Herz schlägt für alten Christbaum-schmuck. Jetzt habe ich dazu wieder viel Neues erfahren. Vielen Dank liebe Regula, für deine Recherche und die perfekten Fotos.
    Wer weiss, vielleicht gibt es auch bei dir einen Christbaum mit Reflexkugeln. Jedenfalls sollen sie dich durch wunderbare Weihnachtstage begleiten.

    Herzlichst
    Hildegard

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