Adventskalender und Adventsgestecke

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Heute beginnt die Zeit, in der wir die Adventskerzen anzünden und jeden Tag ein Türchen und Päckli öffnen dürfen.

Ich geniesse es seit vielen Jahren, für meine Liebsten Ende November einen Päcklikalender vorzubereiten und – seit die Kinder ihre eigenen Wohnungen haben – ihnen ein Adventsgesteck zusammenzustellen. Und – erwachsen hin oder her – einen Türlikalender sollen auch alle haben.

Früher dauerte es ewig, bis endlich der Heiligabend kam. 24 Tage können unglaublich lang dauern. Heute verfliegen die Tage bis Weihnachten blitzschnell.

Das Bedürfnis, zu sehen, wie sich Weihnachten in schnellen Schritten oder langsam schleichend nähern, ist kein Phänomen unserer schnelllebigen Zeit. Die Ursprünge des Adventskalenders lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Der erste selbstgebastelte Adventskalender stammt vermutlich aus dem Jahr 1851.

Thomas Mann erwähnt in “Die Buddenbrooks” den Advent des Jahres 1869, in dem der kleine Hanno das Nahen der Weihnachtszeit auf einem von der Kinderfrau angefertigten Abreisskalender verfolgt: „Unter solchen Umständen kam diesmal das Weihnachtsfest heran, und der kleine Johann verfolgte mit Hilfe des Adventskalenders, den Ida ihm angefertigt und auf dessen letztem Blatte ein Tannenbaum gezeichnet war, pochenden Herzens das Nahen der unvergleichlichen Zeit.“

Marian hat bei mir einen Kranz gestaltet.

Der Adventskranz mit den vier Kerzen ist eigentlich auch ein Adventskalender bis Weihnachten – einfach in Wochenschritten gemessen. Er hat eine noch längere Geschichte: Er wurde 1839 vom evangelisch-lutherischen Theologen, Johann Hinrich Wichern,1808–1881, im evangelischen Norddeutschland eingeführt, womit er Strassenkindern des beginnenden Industriezeitalters die Zeit bis Weihnachten verkürzen wollte.

Wer findet den kleinen Bären?

Meine Adventskränze sind dieses Jahr viereckig. Meine Jüngste bekommt eine rosa Variante. Kitsch? Klar, den zelebrieren wir im Advent.

Meine ältere Tochter eine Kreation in Türkis.

Sie hat das ganze Jahr Sehnsucht nach dem Meer.

Ihre Sehnsucht nach Reisen widerspiegelt sich auch in ihrem Türlikalender: Die Mutter von drei Kindern würde gern… aber wie das ist in der Lebensmitte, weiss ich ja selbst.
Ihr Türlikalender zeigt Nikoläuse und Weihnachtsmänner, die typisch sind für das Land, in dem sie ihre Nikolaus-Aufgaben erfüllen. Denn diese wie auch ihr Outfit sind landestypisch. Bestimmt hört ihr Jüngster gern zu, wenn sie ihm von diesen Ländern erzählt.

Erstaunlich, wie viele Luftpost-Service bieten: Zählt mal die Flugmaschinen auf dem Kalender. 🙂

Ich begann zu recherchieren, wie die nationalen Weihnachtsmänner und Nikoläuse ticken:

In der Schweiz kommt der Samichlaus vielerorts mit dem Schmutzli und einem Esel. Er hat einen Sack und eine Fitze, eine Rute, mit der er unartigen Kindern droht.

In katholischen Regionen der Schweiz kommt der St. Nikolaus als Bischof mit einem Stab.
An gewissen Orten wie in Küssnacht am Rigi herum marschieren in einem imposanten, farbenfrohen Umzug rund 1.000 Chlausjäger hinter dem Heiligen Nikolaus durch den Ort und machen Lärm mit Geisseln, Hörnern und Treicheln.

In Basel fahren am ersten Samstag im Dezember ca. 50 Harley-Fahrer als Nikolaus verkleidet durch die Strassen, um ihre geschmückten Motorräder zu präsentieren. Sie verteilen Süssigkeiten an die Kinder und sammeln Geld für eine Hilfsstiftung für kranke Kinder.

In den Niederlanden wird Sinterklaas bereits am Abend des 5. Dezember gefeiert. Dort kommt der Heilige mit dem Schiff aus Spanien. Bereits Mitte November geht er an Land.
Seine Ankunft – jedes Jahr in einer anderen Stadt – wird live im Fernsehen übertragen. Einige Wochen lang tourt er zusammen mit dem “Zwarte Piet”, Schwarzen Peter, durch ganz Holland. Über etliche Jahre hinweg wird Nikolaus dort von ein und demselben Schauspieler verkörpert.

In Luxemburg kommt am 6. Dezember der Kleeschen, ein alter Mann mit weissem Bart und rotem Gewand. Begleitet wird er von Houseker, einer Art Knecht Ruprecht, der die unartigen Kinder mit Ruten bestraft. Der Niklosdag ist in Luxemburg ein wichtiger Feiertag, die Kinder haben am 6. Dezember schulfrei. In Luxemburg werden nicht nur die Kinder, sondern auch der Nikolaus beschenkt: Kinder bereiten einen Teller mit Keksen vor und stellen diesen auf den Tisch und für Klees’chens Esel wird unter dem Tisch etwas Heu vorbereitet.

Traditionell gibt es in Italien keinen Nikolaus. Die Hexe Befana begibt sich auf einem Besen reitend in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf die Suche nach dem Jesuskind. Sie fliegt von Haus zu Haus, bringt Geschenke oder straft.

Auch Schweden kennt keinen Nikolaus. Stattdessen sind die heilige, lichtbringende Lucia und „Tomte“, der schwedische Weihnachtstroll in der Advents- und Weihnachtszeit unterwegs.

Tomte ist ein alter Mann mit einem weissen Bart, etwa so gross wie ein 10-jähriges Kind, und trägt eine rote Mütze.

Am häufigsten kommt im heutigen Dänemark der Julenisse vor. Er wurde 1836 vom dänischen Historienmaler Constantin Hansen gezeichnet. Heute ist der Julenisse ein fester Bestandteil der dänischen Weihnachtstradition. Er erwartet von den Menschen, dass er während der Adventszeit mit Milchreis versorgt wird. Der Julenisse ist der einzige Nisse mit einer Familie.

Obwohl der Heilige Nikolaus ein wichtiger Landespatron in Russland ist, bringt Ded Moroz, Väterchen Frost, die Geschenke.

Ded Moroz geht auf eine Märchenfigur zurück und wird von seiner Enkelin Snegurotschka begleitet, wenn er zu Neujahr die Kinder in Russland beschenkt. Es sieht dem Nikolaus sehr ähnlich mit seinem weissen Bart und seinem roten, manchmal auch blauen Mantel.

In den USA kommt der Coca-Cola-rot-weiss gekleidete Weihnachtsmann mit dem Rentierschlitten, saust den Kamin hinunter und füllt aufgehängte Strümpfe und Strumpfhosen.

Und es gibt auch eine Weihnachtsfrau.

Ich leihe meiner Tochter das UNICEF-Buch aus, das ich 1989 meinem Sohn geschenkt hatte.
So kann sie ihrem kleinen Sohn erzählen, wie in aller Welt Weihnachten gefeiert wird. (Die Illustrationen von Gitte Spee habe ich teilweise daraus fotografiert.)

Bücher haben in der Adventszeit immer eine wichtige Rolle gespielt. Noch lange bekamen meine Kinder jedes ein Adventsbuch. Dieses Jahr nur noch mein jüngster Enkel – mit einer Geschichte für jeden Tag.

Meine jüngste Tochter bekam einen Türlikalender mit vielen Tieren und mein Sohn eine edle Variante, die mich an Tapeten von William Morris erinnert.

Ehrlich, ich fand das erste Türchen fast nicht. Seht Ihr die Eins?

Zuerst dachte ich, eine Kartoffel befände sich hinter dem ersten Türchen. Beim genaueren Hinsehen entpuppte sich die Kartoffel als Siebenschläfer.

Ich mag Kalender, bei denen man immer was Neues entdecken kann.

Den Fuchs… und den Dachs und die Feldmaus. Pilze und Farne.

Auch Freundinnen bekommen einen kleinen Adventskalender.

Die Adventspäckli für meine drei Kinder brauchen etwas Zeit und ich mache mir mit einer Freundin einen gemütlichen Abend. Das Dekorieren geht nahtlos in einen Apéro über.

Fränzi bekommt wieder Farben des Meeres.

Marian Päckli in Rosa.

Zuhause hat sie ihren Kalender ausgebreitet.

Im ersten Päckli fand sie neben Süssigkeiten diesen herzigen kleinen Elch.

Der Päcklikalender meines Sohnes hat rote Deko.

Und ich?

Meine Töchter machen beide je 12 Päckli. Mit der Farbgebung hatten sie sich nicht abgesprochen – und es wurde eine wunderbar harmonische Kombination, die mit meinem Lieblingsbild im Hintergrund korreliert.

Fränzi schenkte mir einen zweiten Kalender.

Er besteht aus einer Papiertüte, einem goldenen Windlicht…

…und einer Schachtel Zündhölzer. Fränzi hat sie mit Papier bezogen und ein Schild darauf geklebt, das sie am Computer selbst beschriftet hat – und ich weiss nun, was ich zu tun habe: Jeden Tag eine Kerze anzünden und staunen, was durch das flüssige Wachs durchschimmert, wenn das Teelicht fast abgebrannt ist.

Ich stehe meist früh auf, um im Büro zuhause zu arbeiten.

Ich werde im Advent jeden Morgen bei einem warmen Kerzenlicht einen lieben Gruss von meiner wunderbaren Tochter erhalten, der mich durch den Tag begleiten wird.

Sie schnitt Rondellen aus Papier aus, beschriftete jede einzeln und machte ein Loch für den Docht in die Mitte. Sie hob das Teelicht aus seiner silbernen Umfassung, zog das kleine, runde Metallplättchen aus dem Wachs, führte den Docht zuerst durch das runde Papier und dann wieder durch das Wachs. Papier und Kerze gab sie wieder in den silbernen Mantel – dem Teelicht sieht man nicht an, dass es eine Botschaft im Bauch trägt.

Jeder Tag ist ein besonderer Tag.

Nun für heute noch eine Idee einer Freundin. Sie stellte sich eine Liste mit Ideen zusammen, mit denen sie sich jeden Tag etwas zuliebe tun will. Sie erinnerte sich an ein Arbeitsblatt, das ich mit Ideen zusammenstelle, wie man jeden Tag zu einem besonderen Tag machen kann.

Nun habe ich eine Liste als Adventskalender gestaltet – als Ideen-Pool, und zum Downloaden. Zudem gibt es eine Blanko-Liste zum Ausfüllen. Die Ideen müssen nicht unbedingt an einem bestimmten Tag realisiert werden – einfach jeden Tag eine. Mindestens!

Nur das Glück ist ein Glück,
das man sich selber denkt.

Otto Ludwig (1813 – 1865)

Downloads
Ein besonderer Tag Liste zum Downloaden
Ein besonderer Tag – selber ausfüllen Liste zum Downloaden und Ausfüllen

Musik aus aller Welt
Schwedische Weihnachtslieder
Strassensingen in den Niederlanden
Schwiizergoofe
Weihnachten in den USA
Russische Weihnachtslieder
Spanische Weihnachtslieder
Italienische Weihnachtslieder
Polnische Weihnachtslieder
Schottische Weihnachtslieder
Irische Weihnachtslieder
Französische Weihnachtslieder

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Adventskalender 2021

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Lausanne Lumières

  1. Mary

    Danke viiiel Mal für de wunderschön Adventskranz und dä Päcklikalender. 😉
    Freu mi uf de Advents-Blog <3

    • Lis

      Liebe Regula,
      Vielen Dank für die schöne Idee, einen Adventskalender zu gestalten.
      Jeden Tag ein Türchen zu öffnen, ich freue mich sehr darauf.
      Dein Blog ist einzigartig, den Zauber der Adventszeit und Weihnachten spürt man in jedem Bild und in jeder Zeile.
      Ich wünsche Dir und allen Mit- Lesern eine schöne Adventszeit und frohe, besinnliche Weihnachten.

  2. Rita

    Liebe Regula
    So schöne Adventskalender 😀 und danke für die interessanten Infos zu den einzelnen Ländern. Wie vielfältig doch die Bräuche sind. Ich wünsche dir eine besinnliche Adventszeit und viel Spass beim täglichen Türchen öffnen bzw Päckli auspacken ❤️Und ich freue mich auf deinen täglichen Blog

  3. Marilena

    Ich freue mich immer auf deine Adventskalender -ich danke dir ❣️Denn du begleitest mich durch die Adventszeit – DANKE

  4. Kathrina Redmann

    Ach wie schön… und wie wichtig, dass wir in dieser verrückten Welt immer noch, und erst recht, das Schöne feiern. Du hilfst und motivierst dazu, liebe Regula, dafür bin ich dir dankbar. Alles ist toll in diesem Adventsblog vom 1. Dezember. Ich picke nur zwei persönliche Rosinen heraus: Das mit einem Spruch unterlegte Teelicht (versuche es dann auch!), und die Begegnung mit “Tomte Tumetot”, der für meine Tochter Sina und mich ganz wichtig war früher.
    Dir auch eine friedvolle Adventszeit!
    Herzlich Kathrina

  5. Carmen Steiner

    Liebe Regula, da steht: Nur das Glück ist ein Glück, das man sich selber denkt. Ich würde ergänzen. Und die Aufmerksamkeit auf Regulas Adventskalender lenkt. Dein Geschenk werde ich dieses Jahr täglich annehmen. Danke. Meinem Körper schenke ich einen genussreichen Entgiftungs Kalender bis Weihnachten. Du hast mich auf die Idee gebracht. Fröhliche Zeiten, Carmen.

    • Regula Zellweger

      So eine gute Idee!
      Jeden Tag was für den Körper tun! Morgen kommt ein Türli, das Dir besonders gefallen wird: Kunst!

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