Am Wasser zur Ruhe kommen

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13. Dezember, Adventskalender 2018

Nun habe ich das Bedürfnis nach etwas Ruhe.
Diese finde ich am liebsten am Wasser.

Wenn ich zuhause bin, wandere ich der Reuss entlang oder spaziere um den Türlersee – oder setze mich an den Schwimmteich im Garten.
In Österreich wanderte ich um den winterlichen Thiersee – zusammen mit einer Tourismus- und einer Kräuterfrau.

Thiersee ist eine Gemeinde im Bezirk Kufstein in Tirol, Österreich.

Der gleichnamige Thiersee ist ein 25 Hektaren grosser, bis zu 12 Meter tiefer See und als Naturdenkmal geschützt.

Ein Weg führt um den See. Zwischen Weg und See wachsen Grau-Erlen, Eschen, Schwarz-Pappeln und gepflanzte Weiden.

Besonders farbenfroh wirkte der Pfaffenhütchenstrauch in der Winterlandschaft.

Die Krähen in den kahlen Baumwipfeln wirken sehr winterlich. Es ist kalt und nass.

Für Wasservögel ist der Thiersee unbedeutend.

Nur der Stockente dient er als Brutgebiet.

Wegen der relativ hohen Wassertemperaturen im Sommer ist der Thiersee ein beliebter Badesee.

Aber jetzt, anfangs Dezember, herrscht eine ruhige Stimmung.

Ich kann mich nicht sattsehen an den Spiegelungen.

Das Element Wasser hat in den verschiedenen Kulturen und Religionen unterschiedliche Bedeutungen.

In vielen Religionen wirkt es reinigend, beispielsweise in Hinduismus und im Christentum.

Für Sigmund Freud war Wasser ein Symbol für das Unbewusste.

Götter, Symbole oder Mythen ranken sich um das wertvolle Gut.

Wasser gilt als Symbol des Lebens und der Erneuerung.

Wasser garantiert nicht nur das Überleben des Lebens auf unserem blauen Planeten, es steht symbolisch auch für das geistige Leben und Überleben sowie die geistige Fruchtbarkeit des Menschen.

In vielen Kulturen stehen Wasser, Mond und das weibliche Prinzip in engem symbolischem Zusammenhang.

Viele Kulturen kennen Wassergeister.

Undine beispielsweise. Undinen sind im Wasser hausende weibliche Elementargeister, die erst durch die Vermählung mit einem irdischen Mann eine unsterbliche Seele erlangen.

Wassergeister können aber auch Bedrohung bedeuten.

Goethes “Der Fischer”:
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war’s um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.

Während ich um den Thiersee wanderte, dachte ich auch “in Wasserfarben”. Ich bewunderte die Farben des Wassers und hätte gern Zeit und Musse gehabt, diese sanften, pastelligen Farben mit Aquarellfarben nachzumalen.

Zum Hinsetzen war es aber an diesem regnerischen Nachmittag viel zu kalt.

Wir beeilten uns, um vor dem frühen Sonnuntergang unsere Runde zu schaffen.

Am Horizont schien die Sonne mit letzter Kraft den Wolkenvorhang zu zerreissen.

Das Gelb hat etwas Giftiges. Es ist kein Abendrot, sondern es herrschte eine bedrohliche Stimmung. Zudem stieg Rauch auf.

Rauchzeichen im Tirol? Ich wollte es wissen! Bei einer grossen Scheune wurden wir fündig.

Archaische Trommelklänge und ohrenbetäubendes Schellengeläute gaben ein ähnliches Klangcluster wie die Schweizer Kläuse beim Klausjagen in Küssnacht.

Es waren Krampusse, die für ihre Auftritte übten – ohne Kopfmasken. Die Gestalt des Krampus stammt ursprünglich wie viele dämonische Gestalten des Alpenraumes aus der vorchristlichen Zeit. Der Krampus ist im österreichischen Alpenraum, also auch im Tirol, ist eine Schreckgestalt in Begleitung des heiligen Nikolaus.

Da lob ich mir doch unseren Zürcher Schmutzli!

Das Wasser ist der Ursprung von allem.

Thales von Milet, um 625 – 545 v. Chr.

Musik
Lortzing, Ballett aus Undine, historische Aufnahme
Lortzing – aus “Undine”,  Vater, Mutter, Schwestern, Brüder…
Lortzing ganze Oper “Undine”
“Undine”, Oper von E. T. A. Hoffmann
Rusalka, Oper von Dvořák, ist die tschechische Version von Undine
Aus Rusalka: Das Lied an den Mond
Lied an den Mond, Violine

Hörbuch “Undine”

Information
zum Thiersee im Tirol

Dank
Ich bedanke mich bei meinen Gastgeberinnen Margret Winkler und Christine Petter vom TVB Kufsteinerland für die Organisation und die Begleitung meines Aufenthalts im Kufsteinerland.
Daniel Predota von Österreich Werbung Schweiz, der SBB und der ÖBB danke ich für die Bahnreise durch Österreich.

Link zum 13. Dezember 2017

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  1. Regula

    Toll, wie du diese Stimmung wieder eingefangen und nachgezeichnet hast!

  2. Doci31

    Sich zurücklehnen und die Inhalte genießen, genial und so einfach, Ästhetik pur!

  3. ritanna

    Mit dem Buch “Udine” unterstreichst Du mächtig die Stimmung am abendlich “giftig” gelb gemalten Himmel über dem Thiersee. So war es wohl in früheren Zeiten. Die meiste Zeit empfand man den heimischen See friedlich. Doch bei Sturmböen konnte sich das Wasser dunklen Gestalten annehmen.
    Man war damals allem ausgeliefert. Man freute sich am Lieblichen und erschrak, wenn sich alles ins Dunkle umkehrte.
    Diese Seestimmung mit der langen spannenden Geschichte “Udine” führt mich ins eigene tiefe Wasser, ins Nachhangen alter Geschichten, die bis ins Heute durchdringen. Eine ganz besinnliche spannende Stimmung bricht diesmal auf.

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