Auf den Spuren der Biber

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Einen Biber habe ich noch nie zu Gesicht bekommen. Aber die Spuren, die er hinterlässt, kann man finden – und dabei eine Menge über Biber lernen.

Gern nehme ich Euch mit auf eine Blog-Biber-Exkursion. Zu einigen Fotos hat die Biologin und Projektleiterin Biber & Co Marianne Rutishauser meine Fragen beantwortet.

Am letzten Sonntag gingen meine Tochter und ich auf die Spurensuche.
In meiner Wohnumgebung findet man Biber in Ottenbach, bei der Brücke über die Reuss, beim Kanal zur Fabrik. Oder an der Reuss bei Zufikon. Hier sind Biber schon länger ansässig.

Die Natur explodiert, letzte Gelegenheit, auf Spurensuche zu gehen, bevor das Laubwerk die Spuren versteckt.

Bei den Bienen herrscht Hochbetrieb.

Am liebsten würde man die Füsse ins kühle Wasser tauchen. Wenn ich meinen Fuss in die Lorze strecke, bin ich mit der ganzen Welt verbunden.
Wenn die Biber genügend Lebenstraum bekommen, wirkt sich dies auf die ganze Welt aus.

Meine Fotos machte ich also an der Lorze in Hagedorn. Von Marianne Rutishauser bekam ich einen Plan. Irgendwie gelangten wir zum Kraftwerk und waren fasziniert von dieser alten Industrieanlage mit den neu renovierten Häusern, die früher bestimmt einmal von Arbeitern bewohnt waren.

Werden die Fischtreppen auch von Bibern genutzt?
Marianne Rutishauser: Eine wichtige Frage, denn oftmals wird bei der Sanierung von Kraftwerken nicht daran gedacht. Biber nutzen Fischtreppen nur höchst ungern, wenn überhaupt.
Auf den Stufen fühlen sie sich nicht wohl, denn sie können bei Gefahr nicht flüchten oder abtauchen. Kraftwerke oder andere Staustellen sind oftmals grosse Hindernisse bei der Ausbreitung der Biber. Biber sind tolle Schwimmer und Taucher, an Land aber nur sehr behäbig unterwegs.
An der Lorze bei Cham hat Pro Natura daher an einem Kraftwerk, wo wiederholt Biber an der Hauptstrasse überfahren worden sind, eine Biberrampe installiert.

Nagen Biber gleichzeitig an zwei benachbarten Bäumen? Warum wurden diese nicht gefällt.
Marianne Rutishauser: Es kommt vor, dass ein Biber seine Fäll-Aktion nicht sofort abschliesst und erstmals abwartet. Beide Bäume weisen ja auch gut sichtbare Nagespuren vom Vorjahr auf. Wenn die Rinde rundum abgenagt ist, stirbt der Baum ab. Ab einer gewissen Grösse nagen Biber den Stamm nicht ganz durch, sondern lassen die Schwerkraft und den Wind die weitere Arbeit erledigen. So geraten sie auch selber nicht in Gefahr.

Sehen SIE hier Biberspuren? Sorry, wir haben Matsch fotografiert in der Hoffnung, Sie sehen was😊
Marianne Rutishauser: Super, es handelt sich um eine frisch genutzte Ausstiegs- resp. Einstiegsstelle.

Gibt es auch Tiere, mit denen die Biber explizit «Kontakt pflegen»?
Marianne Rutishauser: Biber markieren ihre Reviergrenzen mit einer Duftmarke. Ich kenne ein Beispiel, wo die gleiche Stelle auch zum Markieren von einer Katze und von einem Iltis genutzt wurde. Da haben die verschiedenen Tierarten sicherlich auch miteinander kommuniziert.
Der Biber hat nicht speziell enge Bindungen zu anderen Tierarten, aber ganz viele Tierarten profitieren von der Anwesenheit des Bibers. Jungfische etwa nutzen die gefällten Bäume als Versteckmöglichkeit und Spechte schätzen das Angebot an Totholz.

Wie reagieren Waldbesitzer im Kanton Zürich auf die Holzfällerarbeiten der Biber?
Marianne Rutishauser: Verschieden. Biber fällen bevorzugt Weichhölzer wie Weiden und Pappeln, diese sind kein Nutzholz und für den Waldbesitzer praktisch wertlos. Da stören die teils sehr eindrücklichen Fällaktionen des Bibers nicht. Muss aber doch mal eine Eiche oder Buche dran glauben, ist das für Waldbesitzer natürlich sehr unerfreulich. Wenn mal eine grössere Fläche betroffen ist, besteht die Möglichkeit, diese Fläche als Altholzreservat auszuscheiden.

Kann Unfallgefahr bestehen, wenn Biber Bäume an Wegen oder Strassen fällen?
Marianne Rutishauser: Ja, grundsätzlich kann Unfallgefahr bestehen, wenn der Biber Bäume fällt.
Der Biber ist nachtaktiv und macht sich im Normalfall erst an die Holzfällerarbeit, wenn er wirklich ungestört ist. Die grösseren Bäume fallen oft erst in einem Sturm um, dann hält man sich aber sowieso besser nicht im Wald auf.

Aber natürlich wird überall auf die Verkehrssicherheit geachtet. Wenn also fallgefährdete Bäume direkt an Wegen stehen, werden diese aus Sicherheitsgründen gefällt. Im Idealfall lässt man dann am Wegrand das Holz für den Biber liegen.

Können Biber klettern – hier sind die Äste weit über dem Boden abgenagt. Oder war das jemand anders?
Marianne Rutishauser: Nein, Biber können nicht klettern. Das ist auch der Hauptgrund, dass sie sich im Winter von Sträuchern ernähren oder was viel aufwändiger ist, Bäume fällen. Im Winter fehlen ihnen die frischen Pflanzen als Nahrung, übrig bleibt die schwer verdauliche Baumrinde und selten mal Wurzeln.
– Zum Bild: Genau diese Frage wurde mir auf der Exkursion auch gestellt. Hier waren Spechte am Werk! (die Kanadischen Riesenbiber sind ja auch schon ein paar Jahrmillionen ausgestorben 🙂

Werden exponierte Bäume vor gefrässigen Bibern geschützt?
Marianne Rutishauser: Man kann besonders wertvolle oder eindrückliche Einzelbäume schützen. Am besten erstellt man aus etwas stärkerem Drahtgitter, beispielsweise Diagonalgeflecht, eine Drahthose, die aber am Boden befestigt sein sollte und
Biber sind übrigens nicht nimmersatt, aber Baumrinde hat nur einen geringen Nährwert.

Unsere Biberexkursion war eine tolle Sonntagsbeschäftigung – ein heisser Tipp auch für Wandern mit Kindern – Biber erforschen klingt besser als eine Wanderung machen.

Aufmerksam an Bächen, Flüssen und Weihern entlangwandern und die Natur beobachten macht Spass.

Vielleicht balanciert man frechmutig über einen von Bibern gefällten Stamm, man schaut sich die Nagespuren mit einer Lupe an und sucht im Matsch nach Spuren – spannender als ein Fernseh-Krimi!

Sehr zu empfehlen ist das Biber-Bilderbuch “Am Biberteich” von Eva Sixt aus dem Atlantis Verlag.
Die folgenden Illustrationen stammen aus diesem Buch.

Zurück zur Natur!

Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778)

Musik
Die Moldau

Dank
Ich danke Marianne Rutishauser für die Beantwortung der Fragen und den Plan für unsere kleine Exkursion.

Exkursionen und Vorträge mit Marianne Rutishauser
Jährlich öffentliche Exkursionen zu Biber & Co. 
Möchten Sie mit Ihrer Schulklasse, Ihrem Verein oder Ihren Mitarbeitern gerne einmal in einem Biberrevier unterwegs sein, einem abendlichen Froschkonzert lauschen oder weitere Wasserlebewesen erleben? Dann melden Sie sich bei uns, gegen einen Unkostenbeitrag bieten wir Ihnen spannende Exkursionen und Vorträge. Kontakt: aktion-biber-reusstal(at)pronatura.ch

Danke auch Ronny Förster, Medienverantwortlicher Kinderbuch beim Orell Füssli Verlag. Manchmal finde ich ein Bilderbuch in meinem Briefkasten:-)

Informationen
Biber Lexikon, Pro Natura
Aktion Biber & Co

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  1. Zineta

    Wie die Biber fleisig sind richtige werker und künstler was sie alles machen.

  2. Ritanna

    Liebe Regula, diese Biber-Excursion hast Du einmalig eingefangen und dargestellt.
    Das Loch zwischen den beiden Baumstämmen verführt geradezu zum hinein Gumpen und eintauchen – ins Wasser und in die Bibergeschichte.
    Nichts hat Frau Marianne Rutishauser darüber gesagt, wie man dem Biber den Staustandort vergraulen muss, weil sonst eine Überschwemmung vorprogrammiert wäre, wo kein Reussdamm besteht und Häuser in Gefahr wären:
    Also, die Naturbiologen müssen, wenn der Biber “nicht zuschaut” einen uuulangen Schlauch, bzw. ein Rohr ganz ganz weit oben unter dem Fluss- oder Bachboden durchziehen und auch etwas weit weit unter dem Biberdamm unten auslaufen lassen. Also man muss den Biber überlisten und quasi einen Über- bzw. Unterlauf einbringen.
    Also diese Bilder und der Kommentar dazu sind eine wichtige Naturbeobachtung und Biodiversitäts-Lehre. Danke.

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