Beide Freiburg

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Im Frühling habe ich beide Freiburg besucht: Freiburg im Breisgau und Freiburg im Üechtland.

Wie der Vergleich ausgefallen ist?

Ich habe mich in beide Städte verliebt.

Erster Eindruck

Freiburg im Breisgau ist eine äusserst umweltbewusste “grüne” Stadt. Hier kann man überall “NaturEnergie” tanken.
Freiburg im Üechtland ist eine ländlich geprägte Stadt. Man ist schnell in der Natur. Hier kann man frische Milch “tanken”.

Um nicht immer die langen Namen nennen zu müssen, unterscheide ich zwischen Freiburg-D für Freiburg im Breisgau und Freiburg-CH für Freiburg im Üechtland.

Die Grössenverhältnisse will ich gerechterweise gleich am Anfang klären.

Freiburg-D
Fläche: 154 km2
Einwohner: 230’000
Bevölkerungsdichte: 1479 Einwohner pro km2

Freiburg-CH
Fläche: 9,32 km2
Einwohner: 38’489
Bevölkerungsdichte: 4130 Einwohner pro km2

Zuerst habe ich nach Gemeinsamkeiten gesucht. Das fiel überhaupt nicht schwer. Die Zahlen lassen ein David-Goliath-Verhältnis vermuten, aber da ich mich im Stadtkern aufgehalten habe, lassen sich gut Vergleiche ziehen.

Beide Städte gehen auf die Zähringer zurück. Freiburg-D bekam das Marktrecht bereits 1120, Freiburg im Üechtland wurde 1157 gegründet.

Beide Städte liegen an einem Fluss: Freiburg-D am Fluss Dreisam, Freiburg-CH beidseits der Saane.

In Feiburg-D kann man entlang einem romantischen Kanal durch die Altstadt flanieren.

In Freiburg-CH hat man von der alten Brücke, welche die beiden Stadtteile verbindet, einen Blick in die Natur.

Beide Städte sind stolz auf ihre grossen Kirchen, Freiburg-D auf sein Münster, Freiburg-CH auf seine Kathedrale. Beide Städte sind vorwiegend katholisch.

Das Münster in Freiburg-D ist von einem grossen Platz umgeben, wo regelmässig morgens der Markt stattfindet.

Die Stadtpfarrkirche wurde im romanischen und grösstenteils im gotischen Stil erbaute. Sie entstand zwischen etwa 1200 bis offiziell 1513. Da Freiburg seit 1827 Bischofssitz ist, ist die Kirche heute formell eine Kathedrale, wird aber aus Tradition „Münster“ genannt.
Der Turm des Münsters, vom Schweizer Kunsthistoriker Jacob Burckhardt einst als „schönster Turm der Christenheit“ bezeichnet, ist 116 Meter hoch und bietet eine Aussichtsplattform in 70 m Höhe. Nach der Fertigstellung des 116 Meter hohen Westturmes um 1330 gehörte das Freiburger Münster über ein Jahrhundert zu den höchsten Gebäuden der damaligen Welt.

Man weiss gar nicht, ob man sich mehr vor den Engeln oder den Teufeln fürchten soll.

Böse Zungen behaupten, am D-Freiburger Münster finde man immer irgendein Gerüst.

Die Kathedrale in Freiburg-CH ist eingeklemmt zwischen Häusern, alles wirkt etwas eng. Das ursprüngliche Freiburger Münster wurde 1924 zur Kathedrale des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg erhoben.
Sie wurde von 1283 bis 1490 erbaut. Die dreischiffige gotische Kirche besitzt einen 74 Meter hohen Turm. Wer mag, kann die Wendeltreppe mit 368 Stufen hinaufsteigen und wird mit einem Blick über die Stadt belohnt.

In der Kathedrale kann man sich lange aufhalten und immer wieder etwas Neues entdecken.

Mit etwas Glück erwischt man den Moment, in dem die Sonne ihre Strahlen durch die bunten Glasfenster schickt und damit am Boden und an den Wänden ein neues Kunstwerk schafft.

Pilger können sich hier einen Stempel geben lassen.

Beide, Münster und Kathedrale, können Kindern mit ihren Fabelfiguren Angst einjagen.

Beide Städte haben einen gut erhaltenen Stadtkern mit alten Häusern.

Ein Haus mit Geschichte ist die “alte Wache” am Münsterplatz.

Hier kann man Weine und Schaumweine aus der Region degustieren. Zu empfehlen ist die “kalte Sofie”.

In beiden Städten haben viele Häuser Namen.

In beiden Städten findet man wunderschöne Türen und Fenster.

Beide Städte sind absolut ungeeignet für High Heels, richtige Absatzkiller – obwohl ich noch selten eine so dicht mit Schuhgeschäften bestückte Stadt wie Freiburg-D gesehen habe. Vielleicht gerade deshalb. Denn man kann sich nicht nur den Fuss verstauchen, weil man strauchelt, man kann auch einen Fehltritt in ein “Bächle” tun. Die Bächle sind das Wahrzeichen der Stadt Freiburg im Breisgau.

Die Gesamtlänge der Bächle beträgt 15,5 Kilometer; 6.4 Kilometer verlaufen unterirdisch, in 9,1 Kilometer “Bächle” kann man sich also nasse Füsse holen.

Mit mosaikartig zusammengefügten Steinen machen Ladenbesitzer auf sich aufmerksam.

Und immer wieder bleibt man in Freiburg-D voller Betroffenheit stehen.

In Freiburg-CH findet man keine Zeugen des 2. Weltkrieges.

Dafür ist die Wirkung der katholischen Kirche unübersehbar.
Schwarz-weiss ist, wie die Farben der Freiburger Kühe, das Kantonswappen von Freiburg.

Was dieses Zeichen bedeutet, weiss ich nicht.

Hier stand einst die Murtener Linde. Am 17. September 1985 hat ein unvorsichtiger Lastwagenchauffeur der historischen Linde, die der Legende nach an die Schlacht von Murten im Jahr 1476 erinnern sollte, den Todesstoss versetzt. Die Linde wurde bereits zu Lebzeiten geklont – und nun leben viele Murtener Linden an anderen Orten. In Freiburg-CH trotzt nun das Denkmal Lastwagenfahrern und Abgasen.

In beiden Städten fährt man Zweirad, in Freiburg-D Fahrrad und in Freiburg-CH Velo.
In Freiburg-D muss man im Stadtkern kaum Steigungen überwinden und die Innenstadt ist weitgehend autofrei.

In Freiburg-CH geht es meistens steil rauf oder steil runter – trotzdem fährt man Velo.

In beiden Städten habe ich äusserst freundliche und kompetente Stadtführer und Stadtführerinnen erleben dürfen. Da ich in Freiburg-CH krank war, hat der Stadtführer am zweiten Tag sein Auto mitgebracht und mich herumgefahren. Danke Othmar Zumsteg!

In beiden Städten spricht man ein Deutsch, das Schweizer gut verstehen, in Freiburg-CH selbstverständlich auch Französisch.
Die meisten CH-Freiburger sind bilingue.

In beiden Städten ist kaum Hektik zu spüren, es gibt viele idyllische Plätzchen.

Einkaufen kann ich in jeder Stadt, aber Freiburg-D verfügt neben den bekannten Ladenketten, die man in beiden Städten findet, über zwei grössere Warenhäuser, die es nur hier gibt. Charmante kleine Läden findet man in beiden Städten. Zum hohen Frankenkurs muss ich wohl nichts bemerken. Freiburg-CH kann betreffend Preise nicht konkurrieren. Aber Einkaufen macht auch da Spass!

Ein besonderes Erlebnis ist die Markthalle in Freiburg-D, wo man sich trifft, isst, trinkt und einkauft. Einsam ist man hier nie. Alles ist international ausgerichtet.

Auch die Läden sind international und man findet sogar meinen Lieblings-Apéro: Negroni (So heisst auch meine Katze).

Am besten haben mir die Menschen in den beiden Städten gefallen. Sie sind sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Aber Menschen fotografiere ich nicht so gern – nicht alle mögen das.

50

Damit sind wir bei den Universitäten. Beide Freiburg sind Universitätsstädte, aber da hat Freiburg-D die Nase weit vorn: Universität 1457 gegründet, die Uni Freiburg-CH erst 1889. Aber dafür ist sie die einzige zweisprachige Universität der Schweiz.
In Freiburg-D bestaunt man einen imposanten Uni-Neubau. Wer aber drinnen fotografiert – es hat unglaubliche Designer-Sessel zum entspannten Lernen – wird äusserst unhöflich “hinausgebeten”.
In der Freiburg-CH Uni habe ich es gar nicht mehr probiert, ich kann mir aber gut vorstellen, dass man da lockerer ist.

Beide Städte weisen innerhalb der Stadtgrenzen eine grosse Höhendifferenz auf. Freiburg hat seinen Schlossberg auf Stadtboden, auf den ein Schrägaufzug führt.
Der Schauinsland ist der D-Freiburger Hausberg. Deutschlands längste Kabinen-Umlauf-Seilbahn (tolles Wort) überwindet die 746 Meter Höhenunterschied über 3,6 Kilometer.
Freiburg-CH ist umgeben von Bergen, von denen der Schwarzwald nur träumen kann.

Beide Städte sind natur- und umweltfreundlich.

Vor der Uni in Freiburg-D wird gegärtnert.

In Freiburg-CH darf das “Unkraut” blühen.

Die typischen Gerichte der beiden Städte sind kalorienreich.

In Freiburg-CH schätzt man das Fondue moitié moitié.

Im Herbst zum Bénichon gibt es traditionelle Gerichte. Bénichonsuppe, Safranbrot mit Bénichon-Senf und Seisler Brätzele.

In Freiburg-D wartet man mit Maultaschen und Schäufele auf. Der badischen Schneckensuppe ziehe ich Flädlesuppe vor.

Und natürlich darf die Schwarzwälder Kirschtorte nicht fehlen.

Eine Bratwurst, auf dem Münsterplatz verspeist, gehört zum touristischen Muss.

In beiden Städten habe ich in einem wunderschönen, familiären und gleichzeitig professionell geführten Hotel gewohnt.

Freiburg-D

Park Hotel Post Zur Begrüssung gab’s bereits einen Prosecco. Ideal gelegen zwischen Bahnhof und Altstadt, mit Blick auf Reben und blühende Bäume. Sehr freundliche, aufmerksame Gastgeber.

Führungen:
Anne Schmieder-Matten
Bernhard Müller

Organisation und Sponsoring: Tourmark/SBB

Generelle Informationen zu Freiburg im Breisgau:
Schwarzwald Tourismus

Freiburgerlied

Freiburg-CH

Hotel Au Sauvage: Hübsche Zimmer, freundliche Gastgeber und excellente Küche. Blick auf einen grossen Platz und zur Loretokapelle.

Tipps
Le Midi: Restaurant mit Käsespezialitäten
Ben & Leo Restaurant: Junge Köche, In-Lokal

Generelle Informationen, Organisation und Sponsoring:
Freiburg Tourismus

Freiburg-CH kann man auch spielerisch mit Stadtgolf entdecken

Skizze von Katharina Proch

Freiburger Ranz des vaches
Ranz des vaches von Rossini
Ranz des vaches Zürcher Sängerknaben

Und zu guter Letzt:

Was habe ich nach Hause gebracht?

Freiburg-D: Ein “Grunzli” für meine Tochter.

Freiburg-CH: Schoggi!

Das Reisen lehrt Toleranz.

Benjamin Disraeli

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Wenn Bienen schwärmen

  1. Mary

    Sehr schöner Beitrag und Grunzli Rosalie wird für immer in Ehren gehalten 🙂 Hab Dich lieb!

  2. Ritanna

    Das M A ineinander, auf Steinen müsste “Ave Maria” heissen. So sieht man es immer wieder im Mai “Marienverehrung”. in diesem Monat sind “Maiandachten” in katholischen Gegenden aktuell – wie auch im Jonental – anderthalb Dörfer weiter westlich von Dir; Sonntag, 21. Mai 2017, 16.00 Uhr,
    Kapelle Jonental, CH-8916 Jonen, mit:
    Music for a while, Musik zum Verweilen für Sopran, Violine, Vioncello und Akkordeon. siehe: http://www.duo-escarlata.com

  3. Martina Amato

    Liebe Regula

    Wunderschöner Beitrag. Die Idee, beide Städte zu vergleichen, hat mir sehr gut gefallen.
    Der Weihnachtsmarkt in Freiburg in D hat mich vor vielen Jahren verzaubert und Fribourg war vier Jahre lang meine zweite Heimat. Deine Bilder und Erzählungen lassen mich eintauchen in vergangene Zeit – Studienzeit – tolle Zeit.

    Herzlich
    Martina

  4. Proch Katharina

    Liebe Regula
    Der Artikel über die beiden Städte “Freiburg” hat mir ausserordentlich gefallen. Er ist umfangreich und mit gelungenen Fotografien versehen. Freiburg im Breisgau kenne ich schon seid vielen Jahren. In dieser Gegend bin ich in meiner Jugend Ski gefahren. In meinen Skizzenbüchern fand ich auch noch eine Skizze, die ich im Mai 1989 von der Konviktstrasse machte. Bis heute hat sich dort nicht allzuviel verändert. Ich schicke sie dir in einer Mail. Freiburg im Üechtland kenne ich noch nicht, werde das aber so bald wie möglich nachholen. Danke fürt diese Freude.
    Katharina

    • Regula Zellweger

      Liebe Katharina

      Ich freue mich auf Deine Skizze! Du weisst: Du bist meine Lieblingskünstlerin und von meinem Schreibtisch aus sehe ich auf drei Aquarelle von Dir. Ich bewundere Deine Vielseitigkeit im künstlerischen Ausdruck. Und vor allem auch Dich als liebenswerten Menschen.
      Darf ich die Skizze in den Blog aufnehmen?
      Alle fahren an “unserem” Freiburg vorbei Richtung Genfersee. Das ist schade.
      Es lohnt sich, einen Halt einzulegen oder sogar mal 2 Tage da zu verbringen. Das Hotel “Au Sauvage” kann ich sehr empfehlen.
      Ich werde auf alle Fälle wieder hinfahren und den Botanischen Garten nochmals besuchen.

      An alle: Schaut Euch doch mal Katharinas Webseite an: https://www.katharina-proch.ch/

      Liebe Grüsse und ich freue mich sehr, bis ich wieder an einem Kursnachmittag teilnehmen kann…

      Regula

  5. Caroline

    Liebe Regula

    Toller Bericht! Jetzt freue ich mich noch mehr nach Freiburg im Preisgau zu reisen 🙂
    Freiburg CH habe ich Verwandte und dennoch kenne ich die Stadt zu wenig. Aber sie hat tolle Ecken.

    Liebe Grüsse aus Unterlunnern
    Caroline

  6. Marianne Helbling

    Ich geniesse es am Sonntagabend einen Spaziergang durch die beiden Freiburg zu machen. Ich speichere viele Bilder in mir und es entsteht die Lust, dort hin zu fahen.
    Danke liebe Regula, dass du mich mitnimmst auf deine spannenden Reisen. Die Bilder sind grossartig!

  7. Frei Susanna

    Gratuliere Regula.
    Wunderbare Beiträge über die beiden “Freiburgs” – denke gerade wehmütig zurück an die kalte Sofie. Wir durften auch 3 Tage lang diese tolle Stadt im Breisgau kennen lernen.Sie ist auf jeden Fall immer wieder eine neue Reise wert. Herzlichst Susann

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