Ein Geschenk erzählt

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img_4017Im Briefkasten fand ich heute ein kleines Paket – aus Malans. Ich öffnete es schnell – heraus purzelten Vögel. Vögel in den Farben meines Gästezimmers, dem Lavendelzimmer.

“Sie sind übrigens aus der Nähstube meiner alten Tante Irene aus Norwegen entflogen”, stand auf der beiliegenden Karte. Wow, ein Geschenk, bei dem man weiss, woher es kommt! Wer es gemacht hat.

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Von dieser “Tante Irene” wollte ich mehr wissen. Fragte nach. Und möchte am liebsten nach Norwegen reisen, um diese interessante Tante kennen zu lernen.collage-voegel-1

Zuerst suchte ich im Lavendelzimmer nach einem passenden Platz. Nun hängen die Vögel so am Dachfenster, sodass sie in den kleinen Mandarinenbaum hineinhängen, der da den Winter verbringt.

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Und nun zu Tante Irene, die Irene Hagensen-Lüscher heisst und am 2. April 1939 als jüngstes von 8 Kindern in Murg SG am Walensee geboren wurde.

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Sie war schon immer ein freiheitsliebender Zugvogel gewesen und flog aus, sobald sie vom strengen Vater aus dem Käfig gelassen wurde. Mutig meldete sie sich 1961 in einem Personalvermittlungsbüro in Los Angeles und pries sich, gerade mal 22 Jahre alt, als erfahrene Köchin an. Jubelnd nahm sie den Job auf dem norwegischen Frachtschiff Fernbay an. Sie stach in See und traf an Bord prompt den gut aussehenden norwegischen 1. Offizier Leif Hagensen. Sie verliebten sich und genossen die lange gemeinsame Schifffahrt. Das ursprünglich vorgesehene Ziel Japan wurde zwar nie erreicht, dafür ging es via Hawaii, Guam, Philippinen, Hongkong, Singapore und weiter via Afrika und durch den Suezkanal zurück nach New York.

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Ihre Nichte, Susi Schildknecht, erzählt: “Tante Irene schwärmt heute noch von den frühmorgendlichen Stunden auf der Brücke, wo sie zusammen einen Kaffee tranken und den Blick übers endlose Meer genossen.”

collage-5-voegelIn den ersten Ehejahren fuhr sie als Ehefrau noch oft mit, auch als ihre beiden Töchter noch klein waren. Doch ab Schulbeginn der Kinder hiess es sesshaft werden, und zwar im norwegischen Küstenstädtchen Arendal, etwas südlich von Oslo. Dort lebt sie heute noch, inzwischen seit über 50 Jahren.

collage-voegel-5Nebst Pilze- und Beerensammeln waren Werken und Handarbeiten immer schon eine geliebte Freizeitbeschäftigung. Dekorative Gestecke, Patchwork-Decken oder Holz-Samichläuse und vor allem die “Vögeli” verkauften sich gut an Märkten oder über Stammkunden. Inzwischen ist Irene Hagensen nicht mehr gut zu Fuss und hat die Marktfahrerei aufgegeben. Immer noch macht sie nichts lieber als mit einer Wärmeflasche im Kreuz weiterhin ihre Vögeli anzufertigen. Auf Weihnachten hin bevorzugt in Rot und Grün, für Ostern Gelbtöne und andere Frühlingsfarben. Viele tausend Stränge hat sie gemacht, und diese Vögeli sind zum Teil weit geflogen. “Echte Zugvögel eben”, lacht Susi Schildknecht.

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Ein solches Geschenk ist ein Doppelgeschenk: zum einen die reizenden, dekorativen Vögel, die zum Nacharbeiten motivieren – und zum anderen eine Lebensgeschichte. Es gibt nichts Wunderbareres, als das Interesse mit einer Geschichte belohnt zu bekommen. Man muss nur fragen!

Sofie liebt die “Vögeli” aus Norwegen auch.img_4054

In der Schweiz die Handarbeiten erwerben:
Susi Schildknecht, Zinggliweg 7, 7208 Malans, susi.schildknecht@bluewin.ch.
Ein Strang mit sechs Vögeli kostet Fr. 60.— (inkl. Versand in der Schweiz).
Die Vögeli sind auch einzeln erhältlich.

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten.

Unbekannt

 

 

 

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  1. Mary

    Sophie liebt alle Vögeli…und Dich!

  2. Martina Amato

    Tolle Tante die Irene! Und die Vögeli sind zauberhaft. Schöne Geschichte.

    cari saluti
    Martina

  3. Gaby

    Ich trinke meinen Morgenkafi und sehe in meinem Mailpostfach, dass du einen neuen Artikel veröffentlicht hast “ein Geschenk erzählt”. Das macht mich natürlich gwundrig und ich finde eine wundebare Geschichte! Danke!

  4. Ursula Krebs

    Oh, die sind aber hübsch! Da kriege ich glatt Lust auf Frühling 🙂

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