Eichsfeld – Burg Hanstein

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Mitten in Herzen Deutschland liegt das Eichsfeld. Hier vereinen sich Gegensätze:
Einerseits ländliche Abgeschiedenheit, idyllischen Täler, behäbige Bauernhöfe, gut besuchte Kirchen, romantische Burgen und malerische kleine Städte…

…und anderseits – im Schatten der ehemaligen Zonengrenze – Zeugen einer schwierigen Vergangenheit unter russischer Besetzung und in der DDR-Zeit.

Früher am Rand, heute mittendrin – in Deutschland; die Menschen hier sind Weltmeister darin, sich anzupassen, und dennoch sich selbst zu bleiben.

Was mir besonders gefällt: Hier kann man – anders als in der übervölkerten Schweiz – in die Weite schauen und kein einziges Haus sehen.

Die Reise ins Eichsfeld werde ich in mehreren Blogbeiträgen aufnehmen – quasi eine Fortsetzungsgeschichte daraus machen.
Zu Beginn generelle Informationen zum Eichsfeld, dann rücke ich die Burg Hanstein und den Klausenhof ins Zentrum.

Etwa so stellt man sich ein vergessenes Dornröschenschloss vor.

Das Eichsfeld, ursprünglich ein historisches Territorium, ist heute eine Kulturlandschaft im südöstlichen Niedersachsen, im nordwestlichen Thüringen und im nordöstlichen Hessen.

Link zur Erlebniskarte

Das Eichsfeld umfasst eine Fläche von rund 1540 Quadratkilometern und liegt zwischen den Tälern der Rhume im Nordosten und der Werra im Südwesten, dem Thüringer Becken im Südosten und dem Göttingen-Northeimer Wald im Nordwesten.

Geprägt wurde die Geschichte dieser Region von verschiedenen deutschen Fürsten und Bischöfen.

Nach dramatischen Religionswechseln blieben die Eichsfelder auch zu DDR-Zeiten streng katholisch. Auch heute noch liegt die Zahl der regelmässigen Kirchgänger über dem Bundesdurchschnitt.
Als Schutzpatron des Eichsfeldes gilt der heilige Martin.

Das Eichsfeld weist eine hohe Dichte von Burgen auf – besucht man eine, ist die nächste schon in Blickweite.

Eine der schönsten Ruinen Mitteldeutschlands ist die Burg Hanstein, auf einer Buntsandsteinkuppe oberhalb des Flusses Werra gelegen. Hier wird sanfter Tourismus realisiert.

Bereits 1070 wurde die Festung in den Kämpfen zwischen Heinrich IV. und Otto von Northeim zerstört, anschliessend aber wiederaufgebaut. Heute finden hier regelmässig Ausstellungen und Konzerte statt.

Alljährliche Höhepunkte sind das Mittelalterfest am ersten Augustwochenende und die Hauskrippenausstellung im Advent.

Martin Röhrig macht interessante Führungen auf Burg Hahnstein.

Offensichtlich musste man sich schon zu Ritterzeiten mit allzu Menschlichem auseinandersetzen.

Martin Röhrig hat neben der Burg einen Heilkräutergarten angelegt.

Es wächst, was wachsen will, wo es will.

Ich mag diese Gartenphilosophie.

Nicht zu unterschätzen ist aber die Arbeit, die ein naturnaher Kräutergarten macht.

Eigentlich könnte man Burg Hanstein mit einem Augenzwinkern als Heilkurort bezeichnen. Man kostet den Kräuterlikör aus Pflanzen aus dem Garten – und der grosse Zuber in der Burgmauer lädt anschliessend zum Bade. 🙂

Martin Röhrig gehört der Klausenhof am Fusse der Burganlage, ein Fachwerk-Gebäudekomplex mit Jahrhundert alter Tradition als Herberge für Reisende.

Und auch ein Wurstmuseum nennt er sein eigen.

Auch wenn das Schlachterhandwerk nicht gerade idyllisch ist, muten die alten Gerätschaften doch irgendwie romantisch an.

Man kann sich vorstellen, wie so eine “Metzgete” auf einem Bauernhof ein strenger, aber auch ein beliebter Tag war. Man sass zusammen, jeder Arbeitsgang wurde traditionell mit einem Schnaps abgeschlossen.

Man hängte eine Saublase ans Fenster, damit die Nachbarn wussten, dass hier geschlachtet wurde – Gäste waren willkommen. Man teilt, wenn alle wenig haben.

Im Wurstmuseum kann gelehrt und gelernt werden.

Etwas mulmig wird einem bei gewissen Gerätschaften…

…und das will man lieber gar nicht wissen!

Was da alles an der Wäscheleine hängt!Gern macht man die Türe hinter sich zu…

…und konzentriert sich auf die kleinen Schönheiten.

Nun geht es aber über die Strasse, übrigens ein alter Pilgerweg, zum Klausenhof.
Ja, der Name Klausenhof hat mit unserem Bruder Klaus zu tun. Ich entdeckte auch eine Schweizer Fahne an einem Nebengebäude.

Zuerst gab es eine währschafte Suppe mit Nudeln und Fleischklösschen.

Danach ging es um die Wurst – Fuge mit Variationen!
Bei uns ist Gehacktes eine Ausgangslage beim Kochen – hier ein Endprodukt.

Wir besichtigten das Haus. In der Pilgerherberge kann man zu zweit für 30 Euro übernachten.
Wunderschöne historische Gästezimmer bieten jeden Komfort – zu moderaten Preisen. Woraus die Frühstückstafel hier besteht, kann man erahnen.

Hier wird Geschichte nicht erhalten, sondern zelebriert. Und Gastfreundschaft nicht propagiert, sondern gelebt.

Was mich begeistert und mich bestimmt einmal ins Eichsfeld zurückkehren lässt, ist die Offenheit und Fröhlichkeit seiner Bewohner. Ein gutes Beispiel dafür ist Helga Jagemann, die uns in ihrem Bus herumkutschiert hat und sehr persönlich vom Leben im Eichsfeld in den letzten Jahrzehnten erzählt hat. Keine Jahreszahlen, sondern Geschichten von Menschen und von dieser wunderschönen Landschaft, mitten im Herzen Deutschlands.

Ich weiss nicht, dass ich jemals von der zauberhaften Schönheit eines Erdenfleckens so innerlich berührt worden wäre.

Theodeor Storm (über das Eichsfeld)

Musik
Helga Jagemann sang für uns das Eichsfelder Lied.
Die Vertonung des Heidenrösleins, des Gedichtes  „Sah ein Knab ein Röslein steh‘n“ von Goethe, wurde von einem Eichfelder vertont: Heinrich Werner
Wer selber singen will: Hier die Klavierbegleitung.

Beim Suchen nach einer anderen Komposition von Heinrich Werner war ich erfolglos, aber ich habe den zeitgenössischen Musiker Werner Heinrich Schmitt entdeckt.

Dank und Informationen
Mein Dank geht an Katherine Rolli von Tourmark sowie Mandy Neumann von Thüringer Tourismus GmbH und Ute Morgenthal von HVE Eichsfeld Touristik.

Danke auch an Barbara Blunschi, mit ihr zusammen zu reisen, macht Spass.

Nächste Eichsfeld-Beiträge folgen
– Idylle und Gewalt: ein gastlicher Bauernhof, Kloster Gerode und das Grenzmuseum Schifflersgrund.
– Kulinarik und Gastronomie im Eichsfeld

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Eichsfeld – Gegensätze

  1. Ritanna

    Ich blieb im Eichsfeld auf der Burg Hanstein, bei 1070 stecken, da wurde die Festung in den Kämpfen zwischen Heinrich IV. und Otto von Northeim zerstört, anschliessend aber wiederaufgebaut.
    Ich hatte grosse Lust dieser Feststellung nachzugehen: JA, ich fand sogar in meinen Ordner, den deutschen Kaiser Heinrich der Vierte: 1056 – 1106 und Otto von Northeim 1061 – 1070 Herzog von Bayern, Anführer aufständischer Sachsen im Sachsenkrieg gegen Heinrich den Vierten. Für mich ist es spannend auf Spurensuche der Geschichte nachzugehen:
    Schon damals oder erst recht, gab es “Spottferse” von Heinrich iV. ;
    //”sechs Jahr beim Tod des Vaters alt, geriet der Knabe durch Gewalt in eines Bischofs schnöde Zucht: die trug ihm leider schlechte Frucht. Missleitet von dem falschen Freund macht er sich Fürst und Volk zum Feind – weil Kirchenrecht er tastet an, trifft ihn der Papst mit schwerem Bann – die Fürstenschaft verlässt ihn jetzt, erklärt ihn gar für abgesetzt: Da nach Canossa – Pfui der Schande! – Der Kaiser zieht im Bussgewande! – Vom Bann befreit zieht er zu Feld: Sein Gegenkönig fällt, doch wird vom eignen Sohn sein Haupt der Kronen später noch beraubt “// …….. und so weiter auch des Heinrichs des Vierten Sohn.
    Also; noch so gerne lasse ich mich verführen in die Rhön zu spüren .
    Schliesslich leben auch heute noch Nachkommen der “Welfen”.

    Und, das mulmige Gefühl erspürt man zum Teil noch heute an den damaligen DDR Grenzen – noch etwas weiter unten als Göttingen, in Fladungen; Die Leute erzählen wie sie nach dem Mauerfall noch immer zitterten beim Übergang der Grenz im Wald. Die Angst “hockte” noch lange unter der Haut. Man kann sie nicht einfach ablegen wie ein Hemd.
    Herzlichen Dank Regula für Deine Anregungen zu tieferen Spuren.

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