Wien im Strauss-Fieber

1825 wurde Johann Strauss Sohn geboren. Er heiratete drei Frauen und komponierte rund 150 Walzer.

Seine Werke sind eng mit der Wiener Identität verbunden und tragen zur kulturellen Geschichte Wiens bei. Dieses Jahr feiert man in Wien seinen 200. Geburtstag.

Im Frühling besuchte ich Wien – Johann Strauss war allgegenwärtig.

In Wien finden zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Festakte und Aufführungen seiner bekanntesten Werke statt.

Ich konzentrierte mich auf zwei Strauss-Ausstellungen in Museen, die interessante Hintergründe beleuchteten. Die beiden Ausstellungen im Wien-Museum und im Haus der Musik mit Originaldokumenten, Partituren, Fotos, persönlichen Gegenständen und multimedialen Installationen sind beide museumsdidaktisch hervorragend konzipiert und gestaltet.

Weniger als der Personenkult um den strahlenden Johann Strauss faszinierte mich das Leben und Wirken der Familie Strauss, insbesondere der drei Brüder Strauss Johann Strauss II,  Josef Strauss und Eduard Strauss.  Um es gleich vorwegzunehmen – Johann ist nicht mein Favorit. Joseph überzeugt mich als Musiker und Persönlichkeit am meisten.

Johann II ist der bekannteste, Eduard führte die Tradition fort und ritt auf der Erfolgswelle seines Bruders Johann und Josef war ein talentierter Komponist und Virtuose, der sein Ingenieurstudium abbrach.
Gemeinsam trugen alle drei dazu bei, die Strauss-Dynastie zu einer bedeutenden in der Musikgeschichte zu machen.

Josef Strauss war der mittlere Sohn der berühmten Strauss-Familie. Er zeichnete sich durch seine Virtuosität auf der Klarinette aus. Als Komponist war er bekannt für seine eleganten und eingängigen Walzer, Polkas und Operetten, die oft durch ihre Melodik und Harmonie begeisterten.

Als Persönlichkeit war Josef ein ruhiger, bescheidener Mensch, der viel Wert auf Qualität und Präzision legte. Trotz seines kurzen Lebens – er verstarb im Alter von 43 Jahren – hinterliess er ein bedeutendes musikalisches Erbe.

Ich besuchte das Theater Museum im Wiener Palais Lobkowitz. Die Ausstellung überzeigte mich und ich verbrachte einige Zeit in den prachtvollen Räumlichkeiten.

 

Der Ballett-Film zeigt die Schönheit dieses Palais. (Lautsprecher an)

Bemerkenswert ist der Eroicasaal, benannt nach Beethovens 3. Symphonie, die dem Hausherrn des Palais, Franz Joseph Maximilian Fürst Lobkowitz, gewidmet ist.

Mir gefiel das Treppenhaus. Es ist so gestaltet, dass man beispielweise hier fast hüpfen muss. Der Ideenreichtum, das Kreative und Spielerische prägen das ganze Museum.

Was ich an Musiktheorie früher eher schwer kapierte, ist hier anschaulich dargestellt.

 

Man sieht mit einem Lächeln, wie sich Orchestergrössen unterscheiden.

 

Und man hört auch, wie sich die Orchestergrösse auf den Klang auswirkt.

 

Der kleine Junge hat eine Menge Spass und lernt nebenbei was zu Musikinstrumenten.

Unabdingbar zum Neujahr gehört in vielen Familien die Fledermaus. Die Operette gilt  als Höhepunkt der sogenannten „Goldenen Operettenära“. Seit 1874 haben unzählige Regisseure und Kostümmacher das Werk von Johann Strauss interpretiert. Wahrscheinlich ist es schwierig, heute noch mit einer provokativen Form einzigartig zu sein.

Im Museum sind viele Kostüme zu sehen, dieses Kleid beispielsweise habe ich mir genauer angeschaut: Viele Details!

Was mich bei Musikerbiografien aus dem 18. und 19. Jahrhundert immer wieder erstaunt: Die rege Reisetätigkeit der Komponisten. Man reiste von Fürstenhaus zu Fürstenhaus und verdiente so sein Geld. Adlige profilierten sich mit zur Schau gestellten Musikern, sehr selten bis nie mit Musikerinnen.

 

Als Höhepunkt der Ausstellung konnte man sich als Dirigentin betätigen. Diese Mutter zeigt sich mutig ihren Töchtern. Bravo!

Mein nächster Besuch galt dem House of Strauss. Hier flanierte ich von Raum zu Raum, durch Szenen und Schauplätze des 19. Jahrhunderts mit Bildern aus Ballsälen, Konzerthallen sowie Geschichten der damaligen Zeit.

Die multimediale Inszenierung mit Akustik und animierten Visuals, LED-Walls und Skulpturen als Projektionsfläche zeigten mir lebendig die Welt zur Zeit der Strauss-Dynastie. Man konnte sich selbst als Sängerin in einer Operette erleben, am digitalen Notenpult dirigieren und an anderen interaktiven Stationen aktiv werden.

Auch im House of Strauss beginnt man in einem beeindruckenden Saal.

 

Und schaut sich einen Video an.

Beeindruckend sind die Verknüpfungen vom Zeitgeschehen mit der damit zusammenhängenden Musik. (National-Garde-Marsch anhören.)

Noten-Deckblätter illustrieren das Zeitgeschehen, die Weltgeschichte.

Das Deckblatt der Demolierer-Polka zeigt Gastarbeiter aus der ganzen Monarchie, die Stadtmauern abreissen und einen Graben zuschütten. Im Hintergrund ist der Stefansdom ohne die 1861 wegen Einsturzgefahr abgetragene Turmspitze zu sehen. Wer gut hinhört, kann sich Abbrucharbeiten vorstellen.

Im Gegensatz zu seinem Vater sympathisierte der junge Strauss mit der revolutionären Bewegung 1848. Die Bewegungen wurde alle blutig niedergeschlagen.
Im Hungerwinter 1847/1848 traf die wirtschaftliche Not die ärmsten Bevölkerungsgruppen am härtesten.
1848 kam es zur Massendemonstration von Wiener Arbeitern, ausgelöst durch erneute Lohnkürzungen der Arbeiter. Sie gilt als erste Frauendemonstration in Österreich, da unter den Teilnehmenden vor allem Frauen waren. Am Prater wurden sie von der bürgerlichen Nationalgarde gestoppt, die in die unbewaffnete Menge schoss. Es gab 22 Todesopfer und rund 300 Verletzte. (Revolutionsmarsch anhören)

Der Unterschied zwischen Arm und Reich war auch damals gross. Während die einen hungerten, verlustierten sich die anderen.

Johann Strauss verkehrte in den Salons der Reichen. Gerechtigkeitshalber muss aber auch gesagt werden, dass durch seine eingängigen Melodien und lebendigen Rhythmen der Walzer in ganz Europa und in allen Gesellschaftsschichten populär wurde.  Er nahm Tanzformen aus der Volksmusik wie den Walzer, den Galopp, die Polka und den Marsch. Er schuf eine Klangwelt, die sowohl Tanzflächen als auch Konzertsäle begeisterte. Seine Walzer könnte man als erste Schlager der Musikgeschichte bezeichnen. 🙂

 

Der heitere Schlusspunkt: Wer kennt diese begabte Sängerin?

„Glücklich ist, wer vergisst,
was doch nicht zu ändern ist.“

Aus der Fledermaus

Informationen
Wien Tourismus
Vienna Card
Österreich Werbung
Theatermuseum Wien
Strauss Jahr 2025

Dank
Ich danke Wien Tourismus und Österreich Werbung für die Vienna Card.
Danke, liebe Doris, für Deine herzliche Gastfreundschaft in Wien.

Vorschau
In Kürze: Kulinarisches – Rezepte für Wiener Schnitzel und Tafelspitz

Musik
Im Text findet man bereits verlinkte Musik von Johann Strauss. Ich möchte hier aber auch Klarinettenbearbeitungen verlinken – im Gedenken an den Klarinettisten Josef Strauss, der meines Erachtens zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.
Josef Strauss: Gesammelte Werke
Josef Strauss: Walzer
Josef Strauss: Polka
Josef Strauss: Vélocipède Polka
Johann Strauss: Klarinetten Quintett
Johann Strauss: Klarinetten Quintett Perpetum mobile
Eduard Strauss: Sammlung
In der Zeit der Strauss Hierarche kompnierte auch Carl Michael Zierer:
Polka
Walzer
Mein Lieblings-Zierer: Einfach auf dem Klavier zu spielen:-) Mamsell Übermut 
Gibt gute Stimmung!

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Kleine 3-Länder-Reise

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Wiener Schnitzel und Tafelspitz

  1. Kurt-Raymond Meiet

    Sehr spannende Geschichte über die Familie Strauss und Ihre Werke.

  2. Ritanna

    Wien ist immer einen Besuch wert –> auch Salzburg.

  3. Susanne

    Du hättest ein gutes Operetten-Sängerinnen-Gesicht! 🙂
    Danke einmal mehr für Deine schönen Illustrationen und Geschichten dazu.

  4. Kati Moser

    Liebe Regula

    Du hast eine wunderbare Wien-Strecke kreiert 👏

    Lieber Gruss
    Kati M.

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