Das Kranzbach

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Es liegt in der Mitte von Nirgendwo, zwischen Innsbruck und München, am Fuss der Zugspitze. Rundherum Wald und Buckelwiesen. Zuerst fallen alte Mauern und Treppengiebel auf: Ein hundert Jahre altes englisches Schloss mit 130’000 Quadratmetern Umschwung.

Auf den zweiten Blick erkennt man moderne Gebäude, die sich in die Landschaft einschmiegen – und türkisblaue Pools. Dann eine weite Wiese mit Liegestühlen.

Die ganze Anlage ist ein Hotel, das höchste Qualität bietet und damit jährlich hunderte von Gästen in dieses abgelegene Gebiet lockt:
Das Kranzbach.

 

 

Das Kranzbach vereinigt Altes mit Neuem. Traditionelle Gastfreundschaft und vielfältige topaktuelle Angebote in Kulinarik, Wellness und Natur.

Besonderes Augenmerk richtet Gastgeber Klaus King auf Qualität und liebevolle Details, generell auf den Mehrwert für den Gast. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Möglich machen dies neben ihm und seiner Frau Petra die 172 Mitarbeitenden und zudem der persönlich engagierte Investor.

Fährt man auf die Hotelanlage zu, implizieren zwei Torhäuser ein “Schlossgefühl”. Und wie bei Schlössern so oft: Es rankt sich eine tragische Geschichte um die alten Gemäuer.

Schön, begabt und eigenwillig war die Frau, die vor rund hundert Jahren im bayerischen Krün bei Garmisch Partenkirchen ein „englisches Schloss“ in den Alpen erbauen liess: Mary Isabel Portman.
1877 als zehntes Kind des William Henry Berkley, dem 2. Viscount Portman, in London geboren, entwickelte sie sich zum schwarzen Schaf der Familie. Ein Porträt aus dem Jahr 1895 zeigt die 18-Jährige als hübsche, feingliedrige junge Frau mit ernstem, etwas trotzigem Blick.

Die Tochter aus einer der reichsten Familien Englands war 36 Jahre alt, unverheiratet und eine für damalige Verhältnisse äusserst unabhängige Frau, als sie 1913 in Garmisch den Kaufvertrag für die „Kranzbachwiese“ unterzeichnete.

An Geld fehlte es nicht. Sie liess das „Englische Schloss“ ganz im Geiste der britischen „Arts and Crafts“-Bewegung erbauen.

Im südlichen Nebengebäude liess die künstlerisch begabte Schlossherrin eine hohe holzgetäfelte Konzerthalle einrichten, in der die besten Musiker Europas auftreten sollten. Mary Portman, Schülerin von August Wilhelmij, dem Konzertmeister von Richard Wagner, war selbst eine hervorragende Geigerin, eine der besten im Europa ihrer Zeit.

Ihre kostbare, 1735 vom Italiener Giuseppe Guarneri del Gesu erbaute Violine, befindet sich heute im Besitz der Stradivari-Gesellschaft und trägt den Namen „Mary Portman“.

Mary Portman unterhielt enge Beziehungen zu illustren Persönlichkeiten in
Künstlerkreisen und der Frauenbewegung, beispielsweise mit Emmeline Pankhurst und Virginia Woolf.

Von ihrer Familie wurde Mary Portman verstossen, sie wurde in allen offiziellen Registern gelöscht, als wäre sie nie geboren worden. Bei Google finden sich kaum Hinweise. Eine Karikatur, die ihren Vater darstellt, erklärt manches, was aber letztlich unverständlich ist.

Wie tickt jemand, der sein Kind mit Geld überhäuft, es aber sogar aus dem Geburtsregister streichen lässt?

Der Beginn des ersten Weltkriegs machte Mary Portmans Pläne zunichte. Ihr „Englisches Schloss“ wurde zwar 1915 im Grossen und Ganzen fertig gestellt, aber der Geldfluss von England nach Deutschland stoppte und Mary Portman konnte die Handwerker nicht auszahlen. Sie kam deshalb ins Gefängnis und wurde vom amerikanischen Botschafter freigekauft.
Sie zog in die Schweiz, wo sie 1931 starb, ohne ihr Traumhaus jemals gesehen zu haben.

Das Schloss Kranzbach wurde 1938 bis 1945 zuerst zur “Erholungsverschickung” von Kindern genutzt, nach Kriegsende Erholungshotel für Offiziere der US-Armee.

Wenn doch Mauern nur erzählen könnten!

 

 

Heute ist das Kranzbach ein Haus, das Werte pflegt, die auch Mary Portman wichtig waren: Kunst, Ästhetik und eine klare eigene Linie.

Die Gäste werden an der Rezeption herzlich willkommen geheissen.
Der erste Eindruck der hohen Räumlichkeiten ist faszinierend.

Das Mary Portman House wurde fast gänzlich ausgehöhlt, um die neuen Brandschutzauflagen zu erfüllen. Hohe Anforderungen kamen vom Heimatschutz, Naturschutz und den lokalen Behörden.

Beim Innenausbau wurden als Gegengewicht zu den Steinmauern einheimische Hölzer verwendet, das ins alpine Gebiet passt.

Für die Gestaltung konnte 2006 die britische Interior-Designerin Ilse Crawford gewonnen werden. Sie gründete in den 90-er Jahren die englische Elle-Decoration und prägte damit massgeblich den Wohnstil dieser Zeit, der Wohnlichkeit, Traditionelles und modernes Design mit Sanftheit zu einer neuen Ganzheit vereinigt. Sie hat seither die Hotelräumlichkeiten immer wieder neu gestaltet.

Sie arbeitet nur mit Designermöbeln und luxuriösem Material. Sie folgt einem klaren Farbkonzept. Dezent – und stilvoll.

Dies zeigt sich beispielsweise bei der Hotel-Bar.

Grundsätzlich gilt: Mit der Inneneinrichtung soll die umgebende Natur nicht an die Wand gespielt werden.
So findet sich im Speisesaal die Farbe Grün dominant.

Kräuter und Topfpflanzen schlagen farblich eine Brücke zu den umgebenden Wiesen und Wäldern. Edelstes Material kommt zu Einsatz: Die grünen Sofas haben beispielsweise einen Bezug aus Kaschmir.

Im ganzen Haus finden sich Pflanzen aller Art.

Der Kräutergarten lädt zum Verweilen ein und im Speisesaal steht den Gästen eine ganze Wand mit Kräutern zur Verfügung.

Stilvoll eingerichtet sind auch die Gästezimmer.

Man schaut ins Grüne und kommt zur Ruhe.

Liebe zum Detail prägt den Stil des Hotels. Beim Anblick der gelben Bade-Ente muss man einfach lächeln.

Witzige Details findet man auch im Spielzimmer für die Grossen. Kinder findet man in diesem Hotel nicht, da die Gäste hier Ruhe suchen. Kindern wäre es in dieser gediegenen Atmosphäre nicht wohl.

Ruhe strahlt auch der Wellness-Bereich aus. Man betritt ihn über schwarze Steine.

Im Shop werden Kosmetikprodukte zum Kauf angeboten.Am Empfang kann man sich für die unterschiedlichsten Anwendungen anmelden. Beispielsweise Thai-Massage mit Klangschalen.

Beliebt ist auch die Suite für Paare.

Auch im Detail findet man das Grün immer wieder.

Die erfahrene Hotelärztin Dr. Christine Müller betreut die Gäste nicht nur in der Praxis im Haus, sie geht mit ihnen auch ins Freie. So instruiert sie in Walking und gibt kurze Kurse im “Waldbaden”. Sie sieht die Natur als Lehrmeister. Sie empfiehlt, in den Wald zu gehen, ganz einfach des Waldes wegen. Hier müssen keine ambitionierten Sportprogramme durchgezogen werden. Es gilt zuerst einmal, mit allen Sinnen wahrzunehmen. Einfach zu SEIN. Christine Müller empfiehlt, wieder zu lernen, sich als einen Teil der Natur zu fühlen. Dies bedingt eine Portion Demut. Es gilt, aus dem Gedankenkarussell abzuspringen. “Wald statt Shoppingcenter”, rät die Medizinerin mit einem herzlichen Lachen.
“Und gehen Sie mal wieder barfuss.” Der Waldboden beim Hotel ist wirklich erstaunlich weich und federnd.

Auf einer Holzplattform im Wald kann man nicht nur die Vorträge von Dr. Christine Müller geniessen, auch Yogastunden werden hier morgens und abends abgehalten.

Die Ärztin begleitet ein Detox-Programm an. Sie vermittelt mit Leib und Seele, was sie für ihre Gäste als hilfreich einstuft. Zahlreiche zusätzliche Fachausbildungen machen sie zur ganzheitlichen Gesundheits-Expertin auf der Grundlage der Schulmedizin.

Das Kranzbach bietet Raum, um die Seele baumeln zu lassen.

Natur und Hotellerie der obersten Klasse verbinden sich hier zu moderaten Preisen.

Die Gäste stammen hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Bereich. Die Münchner kommen übers Wochenende, die Berliner für eine Woche.

Trotz 135 Gästezimmern absolut kein Massenbetrieb. Alles ist grosszügig und ausschliesslich Hotelgäste haben Zutritt zu den Anlagen und zum Gastro-Angebot. Beliebt ist das Hotel bei Hundebesitzern, 17 Zimmer stehen für Gäste mit Hunden zur Verfügung.

Besonders herzlich ist der Hausbäcker Eberhard Holz, der Geschichten aus der ganzen Welt erzählen kann. Er zaubert nicht nur unzählige Sorten Brote, er ist auch Chocolatier.

Zum Frühstücksbuffet gehört beispielsweise Honig, die Bienen aus Blüten der umliegenden Wiesen gesammelt haben und der in auf dem Buffet aus den Waben fliesst.

Die in der Küche verwendeten Produkte sind möglichst saisonal und lokal. Slow Food wird hier praktisch umgesetzt.

Wer Ruhe und Entspannung sucht, wird es im Das Kranzbach finden.

Gastfreundschaft besteht aus ein wenig Wärme, ein wenig Nahrung und grosser Ruhe.

Ralph Waldo Emerson

Informationen zum Hotel
Informationen zur Region

Ich danke Andrea Paul und Sabrina Blandau für die Organisation dieser Reise und Klaus King für die Gastfreundschaft

 

Musik
Von Mary Portman finden sich leider keine Musikbeispiele.
Sie war aber eng mit der Komponistin, Dirigentin und Schriftstellerin Ethel Smyth befreundet.
Es lohnt sich, sich in deren Werke hineinzuhören.
Serenade in D-Dur
The Wreckers Ouverture
Konzert für Violine, Horn und Orchester
Marsch der Frauen
Messe in D

 

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  1. Marcel

    Aber Hallo! Da lässt es sich bestimmt gut (und lange) aushalten. Sieht sehr nobel und edel aus.

  2. Ritanna

    Regula, Du hast jeden Blick Deiner Kamera in Szene gesetzt.
    Beim Bick ins Badezimmer, stand ich sofort auf, ging in meins. Meine Augen suchten meine gelbe Ente. Oh nein! ich hab’ sie den Grosskindern weiter gegeben.
    Jetzt fehlt sie mir.
    Was nun? Ein Trost mit der Serenade in D Dur – oder Konzert für Violine, Horn und Orchester. Noch ist es zu früh am Tag.
    Ein super schöner Ausflug an Das Kranzbach ist das.

  3. Mary

    Man spürt wie begeistert Du bist! Und wie immer: wundervolle Fotos! Habe immer direkt das Gefühl dabeigewesen zu sein.

  4. Rita

    Ich durfte Regula begleiten und kann es nur bestätigen. Das Kranzbach ist ein Ort mitten in der Natur wo sich Körper, Geist und Seele auf wunderbare Weise erholen und regenerieren können. Die schöne Atmosphäre im Haus und die vielen Gastgeber (das ganze Team) geben das Beste und verstehen es, den Gast mit Aufmerksamkeit und mit Liebe zum Detail zu verwöhnen. Zwei Tage geniessen genügten, um mich zu erholen. Mein nächster Aufenthalt in dieser Oase ist bereits geplant.

  5. Mara

    Wow!!!… da komm ich gar nicht mehr aus dem Staunen raus! So schööön …
    ohne deinen Bericht über das wundervolle Kranzbach liebe Regula, da hätte ich wahrlich etwas verpasst!
    Spannend und interessant auch die Geschichte des Hauses und des Anwesens …
    Danke fürs teilhaben und anregen 😉

  6. Jutta

    Genau so habe ich es auch erlebt. Das Kranzbach ist ein magischer Ort! Der Moment, wenn man den kleinen Hügel hochfährt und es langsam vor einem auftaucht, beschert mir jedes Mal eine Gänsehaut. Ein Ort, an dem Körper, Geist und Seele wieder zurückfinden.

    Danke für den realistischen Bericht.

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